Leben im Denkmal Zooviertel: Eine Stiftung als neuer Nachbar

Zooviertel · Die neuen Eigentümer haben die Villa am Selmaweg 1 in Schuss gebracht.

Eva-Maria Rief und Christian Müller in einem der modern gestalteten Räume der Villa am Selmaweg 1. Fotos: Andreas Fischer

Foto: Fischer, Andreas (f22)

. Eva-Maria Rief ist Geschäftsführerin der Gert-und-Susanna-Mayer-Stiftung. Dass sie aber selbst in die Geschäftsstelle einziehen würde, sei eigentlich nicht geplant gewesen, sagt die 33-Jährige und lacht. „Es war ein bisschen Zufall.“ Aber ein schöner, denn es hätte sie wahrlich schlechter treffen können. Denn die Geschäftsstelle ist eine echte Villa, in deren Dachgeschoss Rief samt Mann und Sohn nun wohnt.

Am Selmaweg 1 im Zooviertel hat die Stiftung seit diesem Jahr ihren Sitz. Einen sehr repräsentativen, wie es sich der Vorstand gewünscht hatte. Denn zunächst hatte die Einrichtung Büros in Solingen bezogen, zur Miete. „Es wurde aber immer schon eine Immobilie zum Erwerb gesucht“, erzählt Rief. Und schließlich im Zooviertel gefunden.

Gut ein Jahr dauerte die Sanierung des Denkmals, das sich vorher in Privatbesitz befand. „Es war doch mehr zu tun, als ursprünglich gedacht“, erinnert sich Rief, die die Planung und Gestaltung der Sanierung federführend übernommen hatte.

Aus dem ehemaligen Speise- und Wohnzimmer im Erdgeschoss sind nun Büros geworden – mit Stuck an den Decken. Die schweren Vorhänge der Vorbesitzer sind verschwunden, auch die Tapete. Einige alte Fenster ersetzt, die schönen bunten im Treppenhaus von Experten aufgearbeitet. Vom alten Kronleuchter habe man sich getrennt, erzählt Rief – und es klingt nicht so, als ob es schwer gefallen sei, wenn sie die Optik mit bunten Glasperlen und Birnenfrüchten beschreibt.

Geblieben ist aber zum Beispiel der alte Kamin im Kaminzimmer, das nun als Empfangs- und Besprechungsraum dient und wo eine Büste des Stiftungsgründers Besucher empfängt. „Der Kamin geht auch noch“, ist Rief überzeugt. Ausprobiert habe man ihn noch nicht müssen. Der nächste Winter steht aber bekanntlich vor der Tür.

Im ersten Obergeschoss sind weitere Büros entstanden, dazu ein Konferenzraum, in dem Vorstand und Kuratorium der Stiftung tagen. „Und dann ist damals bei der ersten Besichtigung aufgefallen, dass unter dem Dach noch eine komplette Wohneinheit frei ist“, erzählt Rief. Schnell kam dann die Idee auf, dass die Geschäftsführerin selbst dort einzieht. „Zur ortsüblichen Miete natürlich“, betont Rief mit Blick auf die strengen Vorgaben für eine Stiftung. Allzu lange habe sie da nicht überlegt und zugesagt. Eingelebt habe sich die Familie bereits. Seit kurzem hat Rief auch ihre Jahreskarte für den Zoo.

Was die Innengestaltung der Geschäftsstelle angeht, hat Rief bewusst einen Kontrast geschaffen: Moderne Möbel in historischen Räumen der mehr als 120 Jahre alten Villa. „Das passt.“ Auch zum jungen Team, wie die Geschäftsführerin betont.

Mitarbeiter Christian Müller, der aus Bergisch Gladbach nach Wuppertal pendelt, freut sich jedenfalls über seinen Arbeitsplatz. „Das ist schon was anderes als ein normales Büro – und viel angenehmer als in einer Klinik“, sagt er schmunzelnd.

Denn zuletzt war er im Klinikum Lübeck beschäftigt. Bei der Stiftung arbeitet er ganz „frisch“ seit dem 1. Juni. Das Vorstellungsgespräch, erinnert er sich, fand fast noch auf einer Baustelle statt. Als er fest anfing, sei das Gröbste dann erledigt gewesen.

Überraschungen gab es trotzdem. Etwa, als unter dem Wildwuchs im Garten der Teich samt Fischen „wiederentdeckt“ wurde. „Um die kümmere ich mich jetzt“, sagt Müller und zeigt nach draußen. „Auch im alten Bachlauf soll wieder Wasser fließen.“

Viel Lob verteilt Reinald Schneider vom Bürgerverein für die gelungene Sanierung. „Das ist zweifelsohne ein Schmuckstück geworden.“ Er hofft, dass andere Eigentümer nachziehen. Aktuell stehe zum Beispiel eine Villa in der Kaiser-Friedrich-Allee leer, „bei der man auch einiges reinstecken müsste“.

Einziger kleiner Kritikpunkt zum Selmaweg: Schneider hätte sich lieber die ursprüngliche Fassadenfarbe gewünscht. Rief sieht das allerdings locker. Die jetzige füge sich gut in die Umgebung ein. „Damit fallen wir aber auch ein bisschen auf und das ist für eine Stiftung ganz gut.“