Fahrzeugschrift aus Gold

Die Kollegen der ehemaligen Firma Eylert in Sonnborn treffen sich immer noch zum Klönen.

Sonnborn. Kollegialität, ein besonderes Betriebsklima und gemeinsame Freizeitaktivitäten: Es ist ein außergewöhnlicher Zusammenhalt, der die ehemaligen Mitarbeiter der Sonnborner Fahrzeugfabrik Eylert auch fast 40 Jahre nach Schließung des Unternehmens auszeichnet. Regelmäßig trifft sich bis heute ein Teil der Belegschaft und lässt die alten Zeiten wieder aufleben.

Zu erzählen gibt es jede Menge. Dazu gehört sicher auch die Episode eines dreisten Scheckbetrügers, der die Firma um einen sechsstelligen Betrag erleichtern wollte, aber glücklicherweise gefasst werden konnte. „Das war schon eine aufregende Geschichte“, erinnert sich Gisela Müller, die früher in der Personalabteilung von Eylert arbeitete. 142 000 Mark waren durch einen gefälschten Scheck entwendet worden. Das Geld fand sich später wieder — vergraben in einem Hühnerstall und teilweise angelegt in einen neuen Mercedes. „Bis auf 50 Pfennig haben wir alles zurückbekommen“, erinnert sich Müller.

Abgesehen von solchen Abenteuern verlief die Arbeit bei dem auch heute noch bekannten Vohwinkeler Hersteller von Lastwagen und Anhängern aber in geordneten Bahnen. Qualität und Professionalität standen an erster Stelle. „Wir hatten damals einen sehr guten Ruf und unsere Fahrzeuge waren auf dem modernsten Stand“, berichtet Hans-Otto Siebel, der im Verkauf der Firma beschäftigt war.

Für spezielle Aufbauten kamen die Kunden weit über die Grenzen Wuppertals hinaus nach Sonnborn. Auch viel Liebe zum Detail gehörte zum Service. So wurden die Fahrzeugbeschriftungen zum Teil von Hand mit Blattgold gefertigt. „So etwas gibt es heute gar nicht mehr“, sagt Siebel. Für die damals rund 450 Beschäftigen war die Firma mit Standort in der Nähe der heutigen Bayer Sporthalle mehr als ein einfacher Arbeitgeber. „Das war wie eine große Familie und wir konnten uns aufeinander verlassen“, erzählt Gisela Müller.

Auch das Verhältnis zwischen Arbeitern und Angestellten war nach ihrer Aussage äußert kollegial. Zudem gab es einen zur Firma gehörenden Fußball- und einen Gesangverein sowie viele gemeinsame Abende in geselliger Runde. Umso schmerzlicher war die Schließung 1973. Durch die Ölkrise musste das Unternehmen wie viele andere Fahrzeughersteller in Deutschland den Betrieb einstellen. „Wir sind immer lose in Kontakt geblieben“, sagt Hans-Otto Siebel.

1989 entstand die Idee eines Wiedersehens. Die Resonanz war so gut, dass die Treffen bis heute alle zwei Jahre wiederholt werden. Dafür reisen die ehemaligen Mitarbeiter aus ganz Nordrhein-Westfalen an. Auch diesmal war die Stimmung in der Gaststätte Alter Kaiser bestens. „Das ist nach all’ den Jahren etwas Besonderes“, freut sich Siebel. Diese schöne Tradition soll in Zukunft beibehalten werden. Auch dann werden die Geldscheine im Hühnerstall sicher wieder für viel Gesprächsstoff sorgen.