Landwirte zum Flächenfraß: "Der Vertrag ist ein Anfang"
Ein neuer Vertrag mit der Stadt soll helfen, Flächenverbrauch zu vermindern.
Vohwinkel. Aus Ackerland wird Bauland, auf Weiden entstehen Gewerbegebiete: „Es reicht“, sagt Karl Bröcker. „Seit dem Krieg haben wir mehr Freiflächen verbraucht als alle Generationen vor uns. Der verantwortungsvolle Umgang mit der Ressource Boden sollte uns eine Verpflichtung sein.“ Gemeinsam mit Kollegen aus der Region fordert der Vohwinkeler Landwirt, Felder und Wiesen für landwirtschaftliche Nutzung zu sichern.
Zu leichtfertig würden Freiflächen der Neuansiedlung von Gewerbe und dem Bau von Eigenheimen geopfert, zu wenig die Umnutzung von Industriebrachen und die Renovierung von Wohnhäusern gefördert. Ein Umdenken sei dringend erforderlich — und sie habe bereits eingesetzt, so Bröcker: „Der Flächenfraß ist zum Thema geworden.“
Erst in der vergangenen Woche wurde ein Vertrag zwischen Stadt und Landwirtschaft geschlossen, der künftig helfen soll, den Verlust von Frei- und landwirtschaftlichen Produktionsflächen gering zu halten. „Der Vertrag ist ein Anfang“, sagte Karl Bröcker im Gespräch mit dem V-Express. „Es muss schonender und vor allem sinnvoller mit Boden umgegangen werden.“ Die Bauern üben in diesem Zusammenhang Kritik am Verfahren bei der Einrichtung sogenannter Kompensationsflächen: Zum Ausgleich für Gewerbegebiete auf der grünen Wiese würden zu oft erneut Freiflächen wie Felder hergenommen und beispielsweise mit Bäumen bepflanzt. „Dorthin gehören sie aber nicht“, sagt Karl Bröcker. Auf diese Weise gehe Umweltschutz zulasten der Bauern, von denen viele gepachtetes Land bewirtschaften, das durch Verkauf und Ausgleich verloren geht.
Das Thema ist ebenfalls Teil des Vertrags: Die Kooperation zwischen Rheinischem Landwirtschaftsverband, Landwirtschaftskammer NRW und der Stadt Wuppertal soll dafür sorgen, dass Ausgleichsmaßnahmen landwirtschaftsverträglich umgesetzt werden. Konkret heißt das: Planungsträgern sollen Maßnahmen mit möglichst geringem Landschaftsverbrauch aufgezeigt werden. Als Beispiele nennt der Vertrag die Entsiegelung von dauerhaft baulich ungenutzten Flächen und die gewerbliche Wieder-Nutzung von Industriebrachen.