Viel Lob für den Bürgerbahnhof
Beim WZ-Mobil diskutierten die Besucher darüber, ob sich das Modell auf andere Bahnhöfe ausweiten lässt.
Vohwinkel. Die Wuppertaler und ihre Bahnhöfe — keine einfache Beziehung. In Topzustand befindet sich nach Meinung der Nutzer derzeit wohl kein Bahnhof in der Stadt. Die Deutsche Bahn AG steht oft in der Kritik, stößt aber bei der Vielzahl der Haltepunkte auch an ihre Grenzen. In Vohwinkel haben sich engagierte Bürger ihrer Station angenommen. Am WZ-Mobil wurde über das Modell Bürgerbahnhof als mögliches Vorbild für andere Bahnhöfe diskutiert.
Seitdem es durch den Bürgerbahnhof regelmäßig Veranstaltungen gebe, sei es auch in der Bahnhofshalle deutlich ruhiger und sauberer geworden, hat Peter Paul Büdenbender beobachtet. „Der Bürgerbahnhof ist ein Highlight für den Wuppertaler Westen“, betont Pendler Georg Brodmann (SPD-Fraktionsvorsitzender in der Vohwinkeler Bezirksvertretung)
Viele Besucher lobten, dass der Bahnhof durch die Initiative wieder viel belebter geworden sei. Es herrsche eine positive Grundstimmung. Friedhelm Disselhorst würde sich aber wünschen, dass sich das noch ausweitet. „Die ganze Ecke muss wieder lebendiger werden.“ Früher hätte es auch im Bahnhofsumfeld einige kleine Läden gegeben. „Aber die haben alle zugemacht.“
Bürgerbahnhof-Vorsitzender Uli Kopka betont noch einmal, dass einfach auch die Bürger aktiver werden müssen. „Man kann nicht immer nur sagen, die Bahn muss, die Stadt muss oder das Land muss.“ Auch an anderen Bahnhöfen sei ein ähnliches Engagement möglich. Ein Schritt dazu könnte auch die Ausweitung des Bahnhofs-Paten-Konzeptes sein, bei dem bislang vornehmlich Einzelpersonen ein Auge auf „ihren“ Bahnhof haben.
Auch Michael Spitzer, dessen Familie 31 Jahre lang die Bahnhofsgaststätte in Vohwinkel führte, sieht Chancen, das Vohwinkeler Modell auf andere Bahnhöfe zu übertragen. Dazu müsste aber auch Bahn möglichen Helfern entgegen komme, wie das in Vohwinkel passiert sei. „Erst einmal braucht man aber eine Handvoll Leute, die ihren Bahnhof lieben.“
Es gab aber auch Negativstimmen. Der Bürgerbahnhof habe zwar viel bewegt, es sei aber doch traurig, dass eine solche Initiative überhaupt nötig sei, findet Dietmar Köther, der den Bahnhof täglich nutzt. „Der Betreiber erwartet von Ehrenamtlern, dass sie das Gebäude beleben.“
Für Köther ein Unding. Ihn stören auch nicht durchdachte Neuerungen: Erst kürzlich wurden neue Bänke aufgestellt, sagte Köther. Allerdings nicht unter dem Dach wie zuvor, sondern unüberdacht. „Da wird man nass, wenn es regnet.“ Auch die Mülleimer habe man erneuert und an anderer Stelle wieder aufgestellt — aber nicht da, wo es Sinn mache.
JürgenSchellin vom Bürgerbahnhof hofft auf weitere positive Veränderungen. „Es gibt keine Toilette. Nicht-Sesshafte nutzen deshalb die Ecke vor unserem Schaufenster“, sagte er mit Blick auf eine feuchte Stelle. „Es ist schon viel passiert, seit wir hier sind.“ Mit der Bahn sei man bislang stets gut klargekommen. „Sie sagt, sie hat kein Geld. Aber das sagen ja alle.“
Mit Pressesprecher Dirk Pohlmann und Peter Grein (DB Station & Service) waren auch zwei Vertreter der Deutschen Bahn beim WZ-Mobil. Im Falle des Vohwinkeler Bahnhofes stehe der Konzern vor einer Grundsatzentscheidung, die, so Grein, in zwei bis drei Monaten fallen soll. Ob Sanierung oder Verkauf — man sei offen für alle Vorschläge. Entschieden sei aber noch nichts. Ein Problem des Vohwinkeler Bahnhofs sei sicher die Größe. Für das derzeitige Verkehrsaufkommen sei das Gebäude schlichtweg überdimensioniert.
Ein dickes Lob verteilten die Bahnvertreter an Uli Kopka und seine Mitstreiter. „Ich habe zuletzt im Bereich Köln und Aachen gearbeitet“, so Grein. Ein Engagement wie in Vohwinkel habe er aber bei keinem Bahnhof in der Region erlebt.