Entscheidung der evangelischen Landessynode Theologischer Bildungscampus statt Kirchliche Hochschule für Wuppertal

Wuppertal/Bonn · Lange wurde auf die Entscheidung der Evangelischen Kirche Rheinland gewartet, jetzt gibt es eine Entscheidung, die nicht allen Beteiligten gefällt.

Die Kirchliche Hochschule wird ein Ende finden – an ihrer Stadt soll es einen Bildungscampus geben.

Foto: JA/Andreas Fischer

Die Kirchliche Hochschule Wuppertal (KiHo) wird als theologischer Bildungscampus fortgeführt. Das hat die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) am Donnerstag in Bonn entschieden. Die Entscheidung fiel spät am Abend gegen 22 Uhr nach langer vorhergehender Diskussion mit einem eindeutigen Ergebnis: 141 Teilnehmer stimmten dafür, 16 dagegen und 20 enthielten sich. Das Konzept sieht vor, dass die KiHo in ihrer bisherigen Form spätestens Ende März 2027 endet. Auf dem Gelände soll stattdessen bis spätestens 1. April 2026 der Bildungscampus in Form einer Weiterbildungsgesellschaft gegründet werden.

Der Arbeitstitel für diese lautet „Barmen-Institut für Evangelische Theologie“. Bis spätestens Ende 2025 möchte die EKiR hierfür eine Kooperationsvereinbarung mit der Bergischen Universität Wuppertal oder einem vergleichbaren akademischen Partner abschließen. Bis zum Ende der KiHo soll dann ein neu entwickeltes Curriculum vorliegen.

Ein Grund für die nötige Reform sind die finanziellen Schwierigkeiten, in denen sich die Evangelische Kirche befindet: Der Finanzbericht, den die Verantwortlichen während der Landessynode vorstellten, sieht bis zum Jahr 2030 Einsparungen von 33 Millionen Euro im landeskirchlichen Haushalt vor. Dabei sollen sieben Millionen Euro schon im kommenden Jahr wirksam werden, bis 2028 sollen genügend Sparmaßnahmen umgesetzt sein, „um wieder einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen zu können“, heißt es seitens der Evangelischen Kirche.

Hinsichtlich des Bildungscampus wurde festgelegt, dass die EKiR ihren Anteil am Gesamtbudget in Höhe 2,1 Millionen Euro bis 2031 auf 1,4 Millionen Euro jährlich reduzieren werde. Die verbleibenden 700 000 Euro sollen dann als Drittmittel eingeworben werden, heißt es in einer Pressemeldung. Die Kosten für die KiHo, deren größte Trägerin die EKiR ist, liegen aktuell bei knapp 2,8 Millionen Euro.

Im Rahmen der Weiterbildungsgesellschaft werden die zwei grundständigen Studiengänge „Pfarramt“ und „Magister theologiae“ nicht mehr weitergeführt, lediglich der „Master of Theological Studies“ als „berufsbegleitender Quereinstieg ins Pfarramt“ soll fortgeführt werden. Weiterhin heißt es in der Mitteilung, dass der Bildungscampus „die Sprachfähigkeit christlichen Glaubens“ stärken soll. In praxisnahen und wissenschaftlich fundierten Modulen sollen Hochschulzertifikate vergeben werden. „Die Weiterbildungsgesellschaft zeichnet sich durch eine Verschränkung akademischer Fachlichkeit und Praxisnähe aus“, so Dr. Volker Haarmann, zusammen mit Prof. Dr. Jörg Kopecz Leiter des Projekts zur Umsetzung des Prüfauftrags. Und weiter: „Das Modell der Weiterbildungsgesellschaft setzt auf Vernetzung und Kooperationen in unserer Kirche und in die Gesellschaft.“

Ilka Federschmidt, Superintendentin des Kirchenkreises, war bei der Synode vor Ort und teilt mit, dass sie die Idee eines theologischen Bildungscampus für hervorragend halte. „Aber in diesem Bildungscampus auf das grundständige Studium zu verzichten, finde ich falsch.“ In der Debatte setzte sie sich dafür ein, die Theologie als „ureigenstes Anliegen der Kirche“ nicht dem Staat alleine zu überlassen. Ihrer Ansicht nach sollte die Evangelischen Kirche in Gänze finanziell für den Erhalt des Theologiestudiums eintreten.

Präses Thorsten Latzel hatte bereits zum Auftakt der Synode betont, dass ein theologischer Bildungscampus auf dem Gelände der Kirchlichen Hochschule „auf die Bildungsherausforderungen unserer Zeit“ reagieren würde. „Wir brauchen mehr theologische Bildung bei allen beruflich wie ehrenamtlich Mitarbeitenden.“ Die Aufgabe von Pfarrerinnen und Pfarrern werde immer mehr darin bestehen, andere zu befähigen. „Den Satz ,Dazu kann ich nichts sagen, ich bin ja kein Pfarrer‘ habe ich zu oft gehört. Er widerspricht unserem evangelischen Selbstverständnis. Gerade als aufgeklärte Religion brauchen wir Bildungsangebote, in denen Menschen ihren Glauben erwachsen durchdenken und sprachfähig weitergeben können.“

Pfarrer im Ruhestand Wolfgang Stoffels, bis 2008 in der Kirchengemeinde Wichlinghausen in Wuppertal-Barmen tätig, hatte Ende Januar in einem Gottesdienst in der Unterbarmer Hauptkirche über das drohende Ende der Kirchlichen Hochschule gesprochen. Dabei kritisierte er die Argumentation seitens des Präses, dass es für ein grundlegendes Theologiestudium, das im Rahmen des geplanten Bildungscampus nicht mehr angeboten werden soll, „genügend vom Staat eingerichtete und finanziell garantierte theologische Fakultäten an den deutschen Universitäten“ gebe – und eine theologische Hochschule in kirchlicher Trägerschaft offenbar als überflüssig angesehen werde. Stoffels: „Eine kirchliche Hochschule ist keine Dublette. Sie ist viel mehr als eine theologische Fakultät in staatlicher Regie.“ Ein solches Studium bilde laut Superintendentin Ilka Federschmidt das „Herzstück der gesamten evangelischen Kirche“.

Wolfgang Stoffels zweifelte deshalb daran, dass ein Weiterbildungscampus mit einer „schwammigen Programmatik“ überhaupt Bestand und Zukunft habe: „Nimmt man einem Gebäude die tragende Säule, stürzt es ein.“ Darüber hinaus sei die Hochschule auf dem sogenannten Heiligen Berg „ein Lehr-, Lern-, Lebens- und Begegnungscampus, wie man ihn sich nur wünschen kann. Und das soll verschwinden?“