Selbstkomponierter Soundtrack Überzeugende Inszenierung von „Moby Dick“ in der Wuppertaler Börse

Wuppertal · Die Darstellung von Camilla Jacob, Christiane Gibiec und Magdalena Wolf beeindruckte die Zuschauer.

Führten in der Börse ihre eigene Version des Klassikers „Moby Dick“ auf: (v.l.) Camilla Jacob, Christiane Gibiec und Magdalena Wolf.

Foto: ANNA SCHWARTZ

Den Roman „Moby Dick“ des amerikanischen Schriftstellers Herman Melville (1819-1891) kann man wohl als ein grandioses Epos der Weltliteratur bezeichnen. Kernpunkt ist die verbissene und rücksichtslose Jagd von Kapitän Ahab nach dem großen weißen Wal, der ihm einst einen Unterschenkel abgebissen hat. Camilla Jacob (Schauspiel, Dramaturgie) und Christiane Gibiec (Autorin, Dramaturgie) legen in ihrer Inszenierung den Text zugrunde und führen ihn zu einem selbstkomponierten Soundtrack aus Meeresklängen, Walgesängen und klassischer Musik (Cello, Loop-Station) von Magdalena Wolf auf.

Mit großer Intensität lasen sie am Mittwoch in der Börse ausgewählte Passagen, erzählt aus der Sicht einer ehemaligen Kapitänsfrau, die sich an vergangene Walfangfahrten erinnert. Sie begleiteten ihre Männer oft bis zu fünf Jahren auf See und fungierten als Chronistinnen der Ereignisse, wird das Publikum zu Beginn unterrichtet. Sie erzählt von der schicksalhaften Fahrt des Walfangschiffes, dessen Kapitän Ahab sich mit blindem Hass und Verfolgungswut an dem Tier rächen will.

Darstellung der drei Akteurinnen fesselte

Überaus drastisch und detailliert sind die brutalen Schilderungen der Jagd, der, dem Wal zugefügten Verletzungen durch Eisen und Lanze der Jäger und der verzweifelten Reaktionen des schwer verwundeten Tieres. Symbolisch floss schon zu Beginn das Blut. Ein langes rotes Stück Stoff auf der Bühne im Roten Salon der Börse drapiert, ein Eimer und darin die todbringende Lanze deuteten die zu erwartende Dramatik an.

Die Darstellung der drei Akteurinnen fesselte. Wie eine Einheit stehen sie zu Beginn Rücken an Rücken. Lasen mal im Einklang zusammen, dann jede im Dialog alleine. Die satten Celloklänge unterstrichen die verhängnisvollen Szenen auf See, den Kampf des verwundeten Tieres gegen seine gnadenlosen Jäger. Dazwischen kleine Umbauten auf der Bühne, auf einer Leinwand gezeigte Bilder ergänzten die Dramatik. Ob leise geflüstert oder laut und gestenreich vorgetragen, Jacob und Gibiec gelang eine beeindruckende und spannende Darstellung.

Deutlich wurde dabei auch, dass Jacob von Beruf Schauspielerin ist. Im Gegensatz zu den Jagdszenen steht die geradezu zärtliche und poetische Beschreibung der Begegnung von Walkühen mit ihren Jungen. Doch auch hier holt die Brutalität der Jäger durch ein tödlich getroffenes Tier die Idylle ein. Denn auf der Jagd werden mehrfach Wale gesichtet und erlegt. Den weißen Wal kann Ahab jedoch nicht töten. Schwer verletzt greift dieser das Schiff an und versenkt es.

So ist die verbissene Jagd und der Rachefeldzug von Kapitän Ahab ein Gleichnis für den Raubbau des Menschen an den natürlichen Ressourcen der Meere und die Bedrohung der Wale. Das kam durch die Lesung besonders gut zum Tragen.

Die Produktion wird vom Kulturbüro und dem Fonds Kunst und Kultur der Stadt, der Nettelbeck Stiftung, Karl Deutsch, Knipex, Barmenia, der Börse, der Gedok Wuppertal gefördert.