Lösung der Raumprobleme Bauvoranfrage für Probenraum zwischen Wuppertaler Opern- und Musikhaus ist gestellt
Wuppertal · Architekt Goedeking stellt seine Pläne für den Bau im Kulturausschuss vor.
Eine Lücke kann man dulden, übersehen oder schließen. Die Lücke zwischen Opernhaus und Musikhaus in Barmen könnte bald geschlossen werden. Wenn es nach Hans Christoph Goedeking geht, der sie eine „Provokation“ nennt. Der Architekt legte im Sommer erste Pläne vor, die dort einen Orchesterprobenraum für das Sinfonieorchester vorsehen (WZ berichtete). Eine Idee, die neben der Lückenschließung einen städtebauliche Mehrwert und bessere betriebsinterne Abläufe der Bühnen schaffen, vor allem das Orchester von den bekannten Raumproblemen erlösen würde. Eine Idee mit Geschichte und eine, die Goedeking seither vorangetrieben hat. Die Bauvoranfrage hat er mittlerweile gestellt. Im Kulturausschuss erläuterte er Vorhaben und Stand. Kulturdezernent Matthias Nocke stellte in Aussicht, dass bereits im nächsten Jahr die Realisierung beginnen könne.
Hans Christoph Goedeking ist in Wuppertal kein Unbekannter. Er engagiert sich für nachhaltiges Bauen, Ästhetik in Verbindung mit Funktionalität, für den Bau der Junior Uni erntete er große Anerkennung. Er geht mit offenen Augen durch die Stadt. Das freie Grundstück zwischen den beiden Kulturgebäuden mit dem Zaun zur Kurt-Drees-Straße kennt er, er hat seine Entstehung nun auch historisch durchleuchtet. Der damalige Bühnen-Geschäftsführer Enno Schaarwächter habe ihn bereits vor zehn, fünfzehn Jahren wegen einer Bebauung angesprochen, diese sei dann aber wegen des Schallschutzes verworfen worden, erzählte er im Ausschuss. In der Tat ist der gut 20 Meter lange, schmale Bereich kein einfaches Fleckchen Erde: Für einen konfektionierten Probenraum unpassend, der Boden eine unbekannte Größe – ob sich schützenswerte oder gefährliche Dinge darin verbergen, muss über Blindgängeranalyse und archäologische Untersuchungen gecheckt werden.
Schon auf den ältesten Aufnahmen aus dem Bau-Jahr 1905 ist die Lücke zu erkennen. Darin zwei kleine Häuser. 1931 entstand das Hotel gegenüber (heute Wuppertaler Hof), 1943 lag nach dem Krieg fast alles in Trümmern. Der Wiederaufbau stellte auch die Lücke wieder her. Das von Goedeking vorgesehene Gebäude holt das Optimum an Fläche heraus, „mehr geht nicht“, es kragt an dem ersten Obergeschoss über den breiten Bürgersteig hinaus und hat eine ungewöhnliche Form. „Die laut Musiker aber akustisch nicht schlecht ist“, so der Architekt. Nach hinten, wo sich der vorhandene Gebäudekomplex schließt, bleibt eine kleine Fläche frei, ein Luftraum. Nach oben überragt das auf drei Geschosse reduzierte Gebäude nur knapp Oper und Musikhaus – eine Änderung der ursprünglichen Pläne, die der Architekt auf Anraten des Bauordnungsamts vorgenommen hat. Das fehlende Geschoss wird durch ein Untergeschoss kompensiert.
Das Optimum aus der Fläche herausgeholt
Unter dem Dach ist der Probenraum untergebracht, der eine Fläche von 400 Quadratmetern und eine Höhe von 6,30 Meter aufweist. Darunter sind zwei Etagen mit Einzelübungsräumen. Die Erschließung durch ein Treppenhaus mit Aufzug erfolgt an der Seite zum Musikhaus und integriert dieses. An der anderen Seite bleibt eine Durchfahrt für Lkw, die größere Instrumente transportieren können. Die Gebäudeseite zur Wittensteinstraße soll, in Anlehnung an das Musikhaus daneben, eine rote Ziegelfassade erhalten, der obere Bereich der Vorderseite mit ihren großen Fenstern „am liebsten goldfarben, zumindest hell“ sein, „natürlich ohne die Oper zu überstrahlen“. Auch über den alten Tankstellenbereich gegenüber und die Kompensation des zu fällenden großen Baumes hat Goedeking schon nachgedacht. Er würde gerne weitermachen, schloss er seinen Vortrag. Nun seien Bauantrag und Statik dran, müsste die Bodenbeschaffenheit geklärt werden.
Dem Ausschuss gefielen die Pläne, er erkundigte sich allein nach den Kosten. Die würden bezahlbar bleiben, erläuterte Matthias Nocke, der auf die städtebauliche Bedeutung und die heilende Wirkung des Raumprogramms hinwies. Indem durch den Umzug des Sinfonieorchesters das Gebäude an der Burgunder Straße leergezogen werde, können dieses anderweitig genutzt, Einnahmen erschlossen werden. Zwei Investoren seien interessiert Gespräche stünden an. Nach weiteren Klärungen und Rücksprachen werde ein konkreter Vorschlag erarbeitet. Danach müsste man noch in der aktuellen Wahlperiode (und damit vor dem Herbst 2025) loslegen können.