Unvergessen: Der "Blaue Enzian"
Rückblick: Heute vor 50 Jahren rollte der erste Gelenkwagen der Schwebebahn durch die Stadt — und weiter in die Herzen der Wuppertaler.
Wuppertal. Mit Pressemitteilungen der Wuppertaler Stadtwerke ist das in diesen Zeiten so eine Sache: Immer wieder drehen sie sich um unpopuläre Preiserhöhungen, ebenso unpopuläre Umleitungen und um einen Ersatzverkehr, der dem Wuppertaler Wahrzeichen niemals wirklich das Wasser reichen kann. Nicht aber diese Erinnerung: Am 14. Dezember 1962 — also heute auf den Tag genau vor 50 Jahren — rollte der erste Gelenkwagen der Schwebebahn im Passagierverkehr durch die Stadt. Und von dort aus in die Herzen vieler Wuppertaler.
Und bald schon hatte der markante Wagen seinen Spitznamen: „Merkmal des neuen Zugs, der die Wagennummer 101 erhielt, war die auffällige Außenlackierung“, berichten die WSW. „Statt des Rots der Schwebebahn-Flotte wurde der Gelenkwagen in vornehmem Dunkelblau mit cremefarbenem Fensterband gestrichen. Daher nannten ihn die Wuppertaler Blauer Enzian.“
Soviel zum Gefühl. Ausschlaggebend war aber auch hier der Verstand. Im Mittelpunkt stand in erster Linie die Technik: Das Design des Zugs orientierte sich am Erscheinungsbild der Straßenbahn, wie sie sich seit Mitte der 50er Jahre in Deutschland durchsetzte. Der Vorteil lag aus Sicht der Stadtwerke klar auf der Hand: „So konnte einer der beiden Zugbegleiter eingespart werden. Die Firma Westwaggon in Köln, Hauslieferant der Schwebebahn, entwickelte spezielle Gelenkteile sowie das neue Mittelstück, mit dessen Hilfe zwei Einzelwaggons aus der Schwebebahnflotte zu einem Gelenkzug verbunden werden konnten.“
Und wieder schlug die Stunde der Monteure und Konstrukteure in der Schwebebahnwerkstatt in Vohwinkel: Dort wurden die Einzelwagen 65 und 66 (Baujahr 1950) umgestaltet. „Heck- beziehungsweise Frontpartie wurden abgetrennt und die Teile von Westwaggon eingefügt.“
Und der Innenraum? „Anstelle der bis dahin üblichen gegenüberliegenden Sitzbänke fand der Fahrgast nun neue Kunstlederpolstersitze vor, die alle nach vorne ausgerichtet waren. Darüber hinaus gab es nur noch eine Wagenklasse“, berichten die WSW.
Den Fahrern stand zur Motorsteuerung nun ein 20-stufiger Fahrschalter zur Verfügung. Drei Jahre später folgte mit Wagen 102 ein weiterer Gelenkzug. „Er wurde aus den Einzelwagen 77 und 78 — beide ebenfalls Baujahr 1950 — zusammengesetzt. Als technische Neuerung verfügte er über neu entwickelte Fahrgestelle und ein neuartiges Bremssystem.“