Verhinderter Amoklauf: Was sagen Schüler dazu?
Keine Panik: An der Gesamtschule Barmen sprechen die Schüler über den geplanten Amoklauf – sie bleiben aber gelassen.
<strong>Wuppertal. Es hätte ein Blutbad werden können. Am Wochenende konnte die Polizei einen Amoklauf an einem Kölner Gymnasium verhindern. Erst vor kurzem musste in Hagen eine Schule evakuiert werden, weil es Hinweise auf einen Amoklauf gegeben hatte. Das bisher größte Massaker an einer deutschen Schule, dem Gutenberg-Gymnasium in Erfurt, forderte 17 Menschenleben - das des Täters inklusive. Vor genau einem Jahr schoss ein 17-jähriger Schüler aus Emsdetten in seiner Schule um sich, verletzte dabei 37 Menschen. Wie fühlen sich Wuppertaler Schüler, wenn sie solche Meldungen hören? Die WZ befragte gestern in der großen Pause Schüler der Gesamtschule Barmen. Haben die Schüler Angst? Können sie sich solch grauenvolle Taten auch an ihrer Schule vorstellen? Wie gehen sie mit diesem Thema um? Eines wurde dabei schnell deutlich: Das Thema haben alle in den Köpfen, jeder hat eine Meinung. Wirklich Angst im Schulalltag hat aber niemand. So auch der stellvertretende Schülersprecher Tobi Beckstein: "Natürlich machen wir uns Gedanken zu dem Thema, aber wenn man in der Schule ist, denkt man mehr an Unterricht und Hausaufgaben, nicht an Amokläufe", erklärt der 17-Jährige.
Die Barmer Gesamtschüler fühlen sich sicher
Das sieht auch Matthias Gottschalk so. Er besucht die 13. Jahrgangsstufe der Gesamtschule: "Wenn ich am Frühstückstisch in der Zeitung davon lese, ist das schon komisch. Aber hier im gewohnten Umfeld der Schule ist das schnell vergessen." An der eigenen Schule so etwas zu erleben, ist für alle unvorstellbar: "Ich war auf sieben verschiedenen Schulen. Hier fühle ich mich so gut aufgehoben, hier passiert so etwas nicht", ist Anna Barthmann sicher. Sicher fühlen sich viele Schüler auch durch das Ganztagskonzept.
"Durch viele Gruppenarbeiten und das freie Lernen lernt man sich hier besser kennen, dadurch gibt es weniger Außenseiter", erklärt der 17-jährige Pascal Hagen. Doch die gibt es natürlich auch an der Gesamtschule Barmen: "Hier laufen schon einige komisch rum", findet Juliette Brüstle. Sie meint vor allem den extravaganten Kleidungsstil einiger Schüler.
Auch die Lehrer wissen, dass es an jeder Schule Außenseiter gibt: "Natürlich haben wir die hier auch, aber durch das Ganztagskonzept haben wir die Schüler besser im Blick. Wir begleiten sie durchgängig von der fünften bis zur zehnten Jahrgangsstufe mit zwei Klassenlehrern, da lernt man sich besser kennen, als es an anderen Schulformen möglich ist", sieht Mathematiklehrer Arne Brassat den Vorteil von Gesamtschulen.
Dass ihre Schüler keine Angst haben, freut Schulleiterin Bettina Kubanek-Meis. "Wir haben hier ein gutes und enges soziales Netz." Doch auch sie sieht die Situation an der eigenen Schule nicht blauäugig, spricht sogar von "Maulwürfen": "Solche unauffälligen Mitläufer sind immer schwer ausfindig zu machen. Besondere Sorge macht mir, dass unser Kontakt zum Elternhaus ab der achten Klasse oft abreißt. Dadurch wird die Einschätzung der Schüler zusätzlich erschwert."