Wie die „Limiter“ im Bergischen gegen Unfälle kämpfen

Innenminister Ralf Jäger fährt mit den preisgekrönten „Limitern“ — aktiven Verkehrsschützern — durch das Bergische Land.

Foto: Michael Sieber

Wuppertal. Keine Frage: Unter modischen Gesichtspunkten sind die neongelben Sicherheitswesten, mit denen immer mehr Motorradfahrer unterwegs sind, zumindest diskussionswürdig. Das sieht auch Polizeipräsidentin Birgitta Radermacher, begeisterte Fahrerin einer BMW R 1150, so: „Man kommt sich ja doch vor wie ein Quietscheentchen.“

Doch der Zweck heiligt die Mittel: Wie viel auffälliger ein Biker mit Warnweste im Vergleich zu einem Schwarzgekleideten daherkommt, demonstrierte die Polizei am gestrigen Donnerstag bei der Aufarbeitung eines Unfalls am Lenhartzhammer nahe der Stadtgrenze von Wuppertal und Remscheid. Hier war am Tag vor Heiligabend ein über die vorfahrtsberechtigte Ronsdorfer Straße (L 157) kommender Motorradfahrer aus Wuppertal in einen von rechts (L 417) einbiegenden Kleintransporter gefahren. Schwere Verletzungen und ein Krankenhausaufenthalt waren die Folge.

„Eigentlich kommen vonseiten des Zweirads nur zu hohe Geschwindigkeit und schlechte Erkennbarkeit als Unfallursache infrage“, versuchte Günter Haaso am Donnerstag vor Ort NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) den Hergang zu erklären. Erkenntnis: Eine Warnweste hätte den Zusammenstoß möglicherweise verhindern können.

Haaso ist einer von rund 30 sogenannten Limitern. Das sind erfahrene Motorradfahrer, die die Polizei im Bergischen Städtedreieck bei ihren Bemühungen um mehr Sicherheit auf zwei Rädern unterstützen. Zum Beispiel, als Gruppenleiter bei geführten Touren. „Meine Frau hatte mich auf einen Zeitungsartikel aufmerksam gemacht“, erklärte der 59-jährige Wuppertaler, wie er zu seinem Ehrenamt gekommen ist. „Darin stand, die Polizei suche ,alte Hasen’, wie mich.“ Nach der Teilnahme an einer Tour, stand für ihn fest: „Das ist mein Ding!“ Seit 2008 ist er jetzt als „Biker für Biker“ dabei. Ein Grund, warum bei der Tour neben einem Großaufgebot von Medienvertretern auch der NRW-Innenminister und die Polizeipräsidentin mit am Start waren, ist der Erfolg des Netzwerks „Am Limit lenkt der Zufall“: Gab es 2007 im Bergischen Städtedreieck noch 205 Verkehrsunfälle mit Motorrädern, so konnte diese Zahl bis zum vergangenen Jahr — mit 129 Unfällen — kontinuierlich gesenkt werden.

Dass Motorradkombis keine Knautschzone haben, hat der Minister in seiner 35-jährigen Zweirad-Laufbahn auch schon selbst zu spüren bekommen. „Einmal war ein nasser Gullydeckel mein Verhängnis“, erinnert er sich an einen Sturz, „und einmal ging ein Bremsmanöver daneben, als ich zu schnell war.“