Abwrackprämie sorgt für Engpass auf dem Autofriedhof
Auf die Abwrackprämie muss die AWG regieren: Größere Fläche, mehr Mitarbeiter.
Wuppertal. Nils Hörster steht im Regen und schwitzt. Auf dem Band vor ihm liegt ein VW Golf. Per Knopfdruck befördert er das alte Auto in die Schrottpresse. Wirklich alt oder fahruntüchtig sah der Pkw vorher gar nicht aus - jetzt ist er es definitiv. Seitdem die Bundesregierung eine Umweltprämie auf die Verschrottung von alten Autos ausgeschrieben hat, sieht der Langzeitpraktikant des Autorecyclinghofes der Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG) viele solcher Autos hier. Aber vor allem sieht er seitdem ungewöhnlich viele Autos.
Sein Chef wirkt äußerlich ruhig, aber wenn er über die sogenannte Abwrackprämie redet, merkt man ihm den Stress der letzten Wochen an. "Wir mussten unsere tägliche Schicht um drei Stunden verlängern. Jetzt haben wir einen Zwölfstundentag", sagt Dirk Matychowiak. Die Zahlen, die der Betriebsleiter des Autorecyclinghofes nennt, sprechen eine deutliche Sprache. 1350 Autos hat er seit Beginn des Jahres angenommen. Zum Vergleich: Im kompletten vergangenen Jahr waren es 1080 Pkw, die zur Verschrottung angeliefert wurden.
Klar, dass es da zu Engpässen auf dem Autofriedhof kommt - auch wenn bereits vier zusätzliche Mitarbeiter eingestellt wurden. "Vor allem bei der Trockenlegung der Fahrzeuge staut es sich zurzeit", erklärt Matychowiak. Die Mitarbeiter des Recyclinghofes müssen jedem Auto zunächst die Flüssigkeiten entnehmen, erst dann können verwertbare Teile entnommen oder das Auto komplett verschrottet werden. "Obwohl wir zwei Vakuumanlagen zur Trockenlegung haben, ist diese Stelle zurzeit das Nadelöhr", so Matychowiak. Zwölf Stunden täglich saugen hier zwei Mitarbeiter Öl ab, pumpen Kraftstoff aus Tanks und demontieren Reifen.
Auf den Erfolg der Umweltprämie waren sie nicht vorbereitet. So musste die AWG reagieren und hat, neben der Einstellung zusätzlicher Mitarbeiter, bis Ende des Jahres einen zusätzliche Fläche von 5000 Quadratmetern angemietet. Auf dem ehemaligen Kugelfischer-Parkplatz an der Lüntenbeck werden Autos zwischengelagert. Auch Matychowiak beobachtet ungläubig den Hype, den die Prämie beim Kauf eines Neuwagens ausgelöst hat: "Hier kommen auch Autos an, die beim Verkauf mehr Geld gebracht hätten, als die 2500 Euro der Abwrackprämie."
Einen Rekordumsatz garantiert die Umweltprämie der AWG trotzdem nicht: Seit Beginn der Finanzkrise im vergangenen Jahr sind die Schrottpreise extrem gefallen. Den größten Umsatz macht die Autoverwertung durch den Verkauf von Ersatzteilen. Da nun viele Neuwagen, die in den meisten Fällen zunächst keine Ersatzteile benötigen, gekauft wurden, setzt Dirk Matychowiak vor allem auf den Export der noch verwertbaren Teile.
Nicht nur wegen der gesunkenen Schrottpreise ist der Betriebsleiter des Autorecyclinghofes kein Fan der Abwrackprämie: "Die sorgt ja nur dafür, dass viele Menschen den Autokauf vorgezogen haben." Wie viele Autohändler, befürchtet auch er, dass dem großen Schub magere Jahre folgen. "Wenn wir Pech haben, stehen uns zwei ganz ruhige Jahre bevor." Den Mitarbeitern der Autoverwertung, die seit Wochen Überstunden leisten, wird das erstmal recht sein.