Rauhaus hat alles im Griff
Die 1895 gegründete Drechselei ist die letzte ihrer Art in Wuppertal.
Cronenberg. Gerd Rauhaus senior (Jahrgang 1942) und sein Sohn Gerd Rauhaus (Jg. 1970) produzieren mit zwei Festangestellten und zwei Aushilfen an der Rennbaumer Straße Hefte. Keine Schulhefte, sondern Hefte, die, wenn sie später montiert sind, in den meisten Fällen Griffe genannt werden — zum Beispiel für Maurerkellen.
„Schon mein Opa Carl, der die Drechslerei 1895 gründete, nachdem er gesundheitlich nicht mehr in den mit Qualm verseuchten Werkzeugfirmen arbeiten konnte, sprach immer nur von Heften und nicht von Griffen,“ erinnert sich Seniorchef Gerd Rauhaus, der selbst Industriekaufmann gelernt hat.
Doch nach und nach fand auch Gerd Rauhaus Gefallen an der Tätigkeit seines Großvaters und wurde nach seinem Vater Eugen die dritte Generation im Familienbetrieb.
Mit Gerd Rauhaus junior, einem gelernten Werkzeugmacher, wird die Tradition der „kleng Klitsche“ aber fortgesetzt. Schwerpunkt sind Hefte für alle Maurer-Kellenarten, aber auch Kleinsthefte für Laubsägebögen. „Derzeitig sind wir mit dem Auftragseingang zufrieden,“ sagt der Junior und kann auf eine Jahresproduktion von mehr als einer Million Hefte verweisen. Die Hefte, die im Haus Rauhaus auch lackiert werden, finden nicht nur in Deutschland Abnehmer. Vater und Sohn haben auch Kunden in Österreich und Holland. Klar ist den beiden Chefs aber auch, dass bei nachlassender Baukonjunktur der Auftragseingang rückläufig sein wird.
Die Firma Carl Rauhaus ist die einzige Firma dieser Art, die es noch in Wuppertal gibt. Allein in Cronenberg gab es nach dem Krieg acht Drechslereien. Mit Qualität und kurzfristigen Lieferzeiten konnte sich Rauhaus — im Gegensatz zur Konkurrenz — am Markt behaupten.
Fast 60 Kubikmeter hartes Rotbuchenholz wird jährlich verarbeitet, wobei das Holz nur aus deutschen Wäldern kommt. Gerd Rauhaus senior verfügt auch noch über die Fähigkeit, Holzgeländerteile und Holzschalen zu drechseln. Diese Qualitätsprodukte sind aber auch im höheren Preissegment anzusiedeln. Ob es noch eine fünfte Drechslerei-Generation geben wird, ist derzeit noch ungeklärt.