Wuppertaler Tarifvertrag für Zeitarbeiter: 8,50 Euro Mindestlohn

Die Wuppertaler IG Metall und der Personaldienstleister A!B!C! gehen in ihrer Abmachung neue Wege.

Wuppertal. Novum in der Tariflandschaft: Erstmals in Deutschland unterzeichnen ein Personaldienstleister (Zeitarbeitsunternehmen) und eine DGB-Gewerkschaft einen Tarifvertrag, in dem ein Mindestlohn von 8,50 Euro je Stunde festgeschrieben ist. Damit erhöht sich das monatliche Bruttoeinkommen der betroffenen Wuppertaler Beschäftigten im Vergleich zur sonst sehr häufigen niedrigsten Einstufung der Zeitarbeiter um mehr als 10 Prozent (etwa 1 Euro je Stunde) auf rund 1380 Euro brutto monatlich.

Dabei sind die Ansätze der Beteiligten so unterschiedlich wie sie nur sein können. Knut Giesler von der IG Metall und Guido Grüning vom DGB heben hervor, dass bei den Zeitarbeitern in dieser Einkommensgruppe tatsächlich ein großer Teil der Entgelterhöhung auch netto ankommt. Und sie können ihrer Strategie folgen, Zeitarbeit wenigstens zu gestalten, wenn sie sie schon nicht verhindern können.

Zudem seien die Gewerkschaften nun in der Lage, nicht nur schwarze Schafe unter den Personaldienstleistern identifizieren zu müssen, sondern auch weiße Schafe angeben zu können, wenn Arbeitnehmer sie fragen, an welches Zeitarbeitsunternehmen sie sich denn wenden könnten.

Thorsten Westhoff, Geschäftsführer des Personaldienstleistungs-Unternehmens, kommt natürlich von einer anderen Seite: "Ich möchte Geschäft machen", sagt er, "und zwar auch mit denjenigen Unternehmen, die viel mit Gewerkschaften zu tun haben." Und er will die Bewerberqualität verbessern und sich als attraktiver Arbeitgeber positionieren.

Dass er die zusätzlichen Kosten kaum 1:1 auf seine Kunden übertragen kann, ist ihm klar. Doch der Trend, so Grüning, deutet derzeit ohnehin in Richtung höhere Entgelte für die Zeitarbeiter. Gleichwohl: Westhoff konkurriert mit seinen Dienstleistungen (vor allem für Industrie-Unternehmen) auch mit Anbietern, die nach Rechtsauffassung des DGB illegal Menschen für 4,50 Euro je Stunde beschäftigen. Westhoff setzt jedoch darauf, dass seine besser bezahlten Zeitarbeiter auch bessere Arbeit liefern werden - und die Unternehmen so ebenfalls profitieren.

Funktioniert das, so kommt auch die Gewerkschaft in Wuppertal einem ihrer Ziele in Sachen Zeitarbeit näher. An Klarheit lässt die Ansage von Knut Giesler und Guido Grüning in Richtung Personaldienstleister nichts offen: "Wir wollen die schwarzen Schafe weghaben."