Wege aus der Krise Wuppertal Institut legt Buch zum „Aufbruch in eine Zukunft für Alle“ vor

Wuppertal · Das Buch soll auf die Dringlichkeit des Themas „Klimaschutz“ hinweisen.

Das Buch über Wege aus der Krise wurde am Montag bei der Bundespressekonferenz vorgestellt.

Foto: Oliver Wagner/Wuppertal Institut

In der allgemeinen politischen Debatte ist die Bekämpfung der Klimakrise vor dem Hintergrund der aktuellen Kriege und der Debatte um Zuwanderung zuletzt in den Hintergrund getreten. Um ein Jahr vor der nächsten Bundestagswahl – sofern sie denn turnusmäßig stattfindet – auf die Dringlichkeit des Themas hinzuweisen und praktische Lösungen vorzuschlagen, hat ein Team renommierter Expertinnen und Experten des Wuppertal Instituts und des Club of Rome am Montag ein Buch vorlegt, das Wege aus der Krise weisen soll.

Der Titel lautet: „Earth for All Deutschland: Aufbruch in eine Zukunft für Alle. Wie wir soziale Gerechtigkeit und Klimakrise überzeugend lösen und Wohlstand erhalten“. Erschienen ist das 280 Seiten umfassende Buch im Münchener Oekom Verlag. Die Veröffentlichung solle in Erinnerung bringen, dass mittlerweile „sechs der neun planetaren Grenzen überschritten sind“, sagte der Präsident und Wissenschaftliche Geschäftsführer des Wuppertal Instituts, Manfred Fischedick, der WZ. Beim Klimaschutz bestehe ein „ganz extremer Handlungsdruck“, es gehe darum, dass auf internationaler und nationaler Ebene jetzt „ganz zentrale Weichenstellungen“ vorgenommen werden müssten.

Die Dringlichkeit mache auch die Tatsache deutlich, dass die im Pariser Klimaabkommen von der Staatengemeinschaft angestrebte Begrenzung der Erderwärmung gegenüber dem vorindustriellen Niveau auf deutlich unter zwei Grad Celsius in Gefahr sei, betonte Fischedick. Mut mache zugleich, dass es in Deutschland laut Umfragen nach wie vor 70 bis 90 Prozent Zustimmung für „mehr Klimaschutz“ gebe.

Buch listet sechs Handlungsbereiche auf

„Das Buch soll den Finger in die Wunde legen und deutlich machen, wo die größten Herausforderungen liegen, aber auch aufzeigen, dass wir diese noch meistern können“, erklärte der Wissenschaftliche Direktor. Sechs Handlungsfelder werden definiert, „in denen der Druck besonders groß ist und es zu Kehrtwenden kommen muss“. Dabei handelt es sich um die Bereiche „Armut“, „Ungleichheit“, „Ernährung“, „Ermächtigung/Empowerment“, „Ernährung“ und „Energie“. Für Deutschland wichtig sei auch die Umstellung der Wirtschaft von linearen Prozessen auf ressourceneffiziente Kreisläufe.

Überdies gehe es den Autorinnen und Autoren des Buches auch darum, aus der „politischen Silobetrachtung“ herauszukommen und deutlich zu machen, dass sozialer Fortschritt und Nachhaltigkeit sich gegenseitig verstärken können. Deshalb befasse sich die Publikation auch mit der Bekämpfung von Ungleichheit und Armut. Der Einsatz für Umweltschutz und Nachhaltigkeit sei auch ein Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit und ausbeuterische Arbeitsverhältnisse.

Das Buch lege auch dar, dass es möglich ist, „Klimaschutz zu betreiben, ohne die Deindustralisierung voranzutreiben“, sagte Fischedick. Ziel sei es, die gesellschaftlichen Kräfte zu bündeln und „ins Handeln zu kommen“. Die Politik müsse die Rahmenbedingungen für mehr Umwelt- und Klimaschutz setzen. Dabei dürfe es aber nicht darum gehen, eine Verbotskultur einzuführen und „mit dem Finger auf den Konsumenten zu zeigen“. Es gehe darum, eine „Ermöglichungskultur“ zu implementieren und so „nachhaltige Produkte und Dienstleistungen zu einer Selbstverständlichkeit zu machen, die es heute noch nicht sind“.