„Im Angesicht“ Michael Alles stellt im Wuppertaler Kunstraum Eckart aus

Wuppertal · Das Schauen als Begegnung erleben.

Die Ausstellung „Im Angesicht“ von Michael Alles ist noch bis zum 27. Oktober zu sehen.

Foto: Kevin Bertelt

Frontal und wandfüllend empfängt den Besucher die männliche Miene, wenn er den Kunstraum Eckart betritt. Michael Alles hat hier am Sonntag seine Ausstellung eröffnet, und dieses Werk aus zehn Segmenten interpretiert ihren Titel „Im Angesicht“ auf recht massive Art: mit Ernst und Dominanz. Alles stellt als Gast in den Räumen der Arrenberger Künstlergruppe aus. Er ist im Vorstand der Bergischen Künstlergenossenschaft und zeigt dort im Kolkmannhaus auch seine Kunst.

Neben Gesichtern (das besagte ist das bei weitem größte) hat er nun am Arrenberg mehrere Stelen in Lebensgröße ausgewählt, denen sich Betrachter Aug‘ in Aug‘ gegenüber stellen – auf diese Weise umgesetzt, kommt der Aspekt „Angesicht“ anders zum Tragen: Man erlebt das Schauen als Begegnung.

Es sind reale Menschen, die der Künstler als Vorlage für seine Malereien nahm; er sagt nicht, wer sie sind, es geht ihm nicht ums Wiedererkennen. Die Wirkung ist einerseits neutral, andererseits individuell. Wie genau er beim einzelnen Vor-Bild vorgeht, ob er Stele oder sonstiges Gemälde daraus macht, entscheidet er jedes Mal neu, erklärt Alles: „Manche Bilder wollen so gemalt werden, andere ganz anders.“

Was Gast Alles mit den Arrenberger Gastgebern gemein zu haben scheint: Das „Eckart“ regt offenbar an, sich beim Einrichten einer Schau auch an seinen Gegebenheiten zu orientieren. Ein Mitglied wie Anita Muccio, die hier auch eine Kunstschule betreibt, hat das regelrecht zur Meisterschaft getrieben und entlockt dem Ort immer neues, fast szenisches Potenzial. Ein wenig ließ sich nun auch Alles von der Lokalität und ihren Möglichkeiten leiten: Ihm kam die Idee, auch auf den Oberlichtern Bilder anzubringen, und für eine der Stelen erwies sich eine Ecke links abseits der anderen als passend.

Einnehmend statt erschlagend

Freilich: Dass der Künstler sagt, das Großporträt sei „speziell auf den Raum“ abgestimmt, mochte nicht sofort einleuchten. Kann doch bei solch einer Dimension mit wenig Platz der Gesamteindruck schnell erdrückend sein. Tatsächlich hat Alles das Werk an anderer Adresse schon in einem Saal mit hohen Wänden präsentiert; als Vorteil im „Eckart“ sieht er nun: „Die Details kommen mehr zur Geltung.“ Die Rechnung geht auf: Aufwändig, sorgsam in mehreren Schichten gearbeitet zeigt das Werk sich von Nahem. Und statt erschlagend erweist sich das komplette Konterfei als im guten Sinne einnehmend.

Zudem: Die einzelnen Segmente könnten auch als abstrakte Bilder funktionieren. Vielleicht nicht diejenigen, auf denen etwa Augen oder Mund unverkennbar sind, aber jene mit Falten oder anderen weniger eindeutigen Gesichtsregionen. Das ist explizite Absicht von Alles, und auch dies bestätigt sich gerade dann, wenn man es als Betrachter direkt „vor der Nase“ hat.

Stichwort „Raumnutzung“: Dass das Eckart ein früheres Ladenlokal mit Schaufenstern ist, hat zusammen mit der leicht abschüssigen Straßenlage für einen speziellen „Standortfaktor“ gesorgt: Die Stelen am Fenster sind doppelseitig, einige Konterfeis sind daher nur von außen zu sehen – eine nette Idee. Bloß dass man sich für den tiefen Eindruck von diesem und jenem „Angesicht“ dann ein wenig auf die Zehen stellen muss.

Die Ausstellung „Im Angesicht“ von Michael Alles ist in der Simonsstraße 27 noch bis zum 27. Oktober zu sehen – freitags, samstags und sonntags von 15 bis 17 Uhr.