„On the rocks“ Im Wuppertaler Kunstkomplex trifft Bildhauerei auf Fotografie

Wuppertal · Thomas Lucker fixiert seine Bilder dauerhaft auf Steinoberflächen.

Thomas Luckers (links) Ausstellung ist noch bis zum 16. November in der Galerie von Nicole Bardohl zu sehen.

Foto: Kevin Bertelt

Der Kunst von Thomas Lucker lässt sich auf Augenhöhe begegnen. Wer seine erste Einzelausstellung in der Galerie Kunstkomplex besucht, hat eine Gruppe lebensgroßer Figuren vor sich. Der Charakter lässt sich an Gesten ablesen. Am nachdenklichen Blick zur Seite oder am Lächeln, das sich dem Betrachter zuzuwenden scheint. Wenn die Figur einer Boxerin entschlossen ihre Handschuhe hochnimmt, weicht man unwillkürlich zurück.

Dabei lässt sich die Besonderheit der Skulpturen erst aus der Nähe erkennen. Die Arbeiten sind eigentlich zu flächig, um dreidimensional genannt zu werden. Dass die Körper dennoch plastisch wirken, liegt an der Verbindung von Bildhauerei und Fotografie. Die Reliefs aus Kalkstein belichtet Lucker in der Dunkelkammer „nasschemisch“, und so bleibt das jeweils zugrunde liegende Foto dauerhaft auf der Steinoberfläche fixiert: „Dadurch entsteht etwas Drittes.“ In den letzten 15 Jahren hat er die Technik so vervollkommnet, dass er jeder Figur eine prägnante Vorder- und Rückenansicht geben kann.

Für Lucker ist die Kombination schon deshalb reizvoll, weil sich die beiden Kunstformen wechselseitig stärken: Durch die Projektion auf Stein verstetigt sich das Momenthafte der Fotografie, während das mit Hammer und Meißel bearbeitete Material dank der lebensechten Charaktere „eine gewisse Leichtigkeit“ gewinnt. Die Beschränkung auf Schwarz-Weiß-Fotos erlaubt es dem Künstler zudem, die Grenzen zwischen Gegenwart und Vergangenheit verschwimmen zu lassen.

Dass Lucker immer wieder auf sein Familienarchiv zurückgreift, zeigen vor allem die kleinen Arbeiten. Auf Leinwand und Kork sieht man Figuren, die sich – mal mehr, mal weniger verfremdet – zwischen Strand und Meer bewegen. Die maritimen Motive liegen nahe, denn Lucker wurde 1959 bei Cuxhaven in eine Seemannsfamilie geboren. Sein Vater arbeitete auf einem Frachtschiff, und als Kind war er oft mit an Bord.

Steinplatten nehmen eine ganze Wand ein

Ein Reisender ist Lucker geblieben. Auf seinen Exkursionen, die ihn bis nach Afrika führten, hat er Porträts und Landschaftsbilder mitgebracht. Diese Foto-Impressionen hat er unter anderem auf Steinplatten festgehalten, die in der Ausstellung eine ganze Wand einnehmen.

Thomas Luckers Ausstellung „On the rocks“ ist bis zum 16. November im Kunstkomplex (Marienstraße 19) zu sehen. Öffnungszeiten: mittwochs bis freitags von 15 bis 18.30 Uhr sowie nach Vereinbarung unter info@kunstkomplex.net