Fußball-Regionalliga Wuppertaler SV stellt Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung
Wuppertal · Der Fußball-Regionalligist hat Donnerstag beim Amtsgericht Wuppertal Insolvenz angemeldet und beantragt, sie in Eigenverwaltung durchführen zu dürfen. Als vorläufiger Sachwalter wurde Fachanwalt Dirk Andres aus Düsseldorf bestellt. Auf Basis seiner Begutachtung will das Gericht entscheiden, ob der WSV eine Insolvenz in Eigenverwaltung durchführen darf. Oberbürgermeister Andreas Mucke begrüßt den Schritt. Nun gelte es, neues Vertrauen aufzubauen.
Der Schritt war angekündigt, nun ist er vollzogen worden. Fußball-Regionalligist Wuppertaler SV hat am Donnerstag Morgen beim Amtsgericht den Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Gerichtssprecherin Anne Tielmann bestätigte am Nachmittag, dass das Gericht einen vorläufigen Sachwalter bestellt habe, der im Gegensatz zu einem vorläufigen Insolvenzverwalter zunächst die weiteren Geschäfte des Vorstands beobachte. Er soll dann ein Gutachten über die finanzielle Situation und die Planungen des Vereins erstellen, auf dessen Basis das Gericht die Entscheidung fällt, ob dem WSV eine Insolvenz in Eigenverwaltung gestattet wird. Als Sachwalter wurde der Düsseldorfer Fachanwalt für Insolvenzrecht, Dr. Dirk Andres, vom Gericht bestellt. Mit Hilfe von Ulrich Zerrath, der auch als Insolvenzverwalter des von Friedhelm Runge unterstützten Oberligisten Westfalia Herne fungiert, will der WSV nun ein tragfähiges Konzept erstellen.
„Unser Ziel ist es, das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung durchzuführen. Wir warten nun auf die Entscheidung des Amtsgerichts. Erst danach können wir weitere Details veröffentlichen. Wir werden die Zeit bis dahin nutzen, um die Gespräche mit der Stadt Wuppertal sowie weiteren potenziellen Unterstützern fortzusetzen. Um den WSV für die Zukunft auf Kurs zu halten, brauchen wir jede nur denkbare Unterstützung. Unser Dank gilt in diesem Zusammenhang Friedhelm Runge, der den WSV in diesen schweren Zeiten unterstützt und auf dem Weg der Insolvenz in Eigenverwaltung begleiten wird“, sagte Vorstandsmitglied Thomas Richter. „Wir wollen den WSV zukunftsfähig machen und haben dafür einen ambitionierten Plan ausgearbeitet, mit dem uns das gelingen kann. Unterstützung erhalten wir dabei von dem erfahrenen und unabhängigen Insolvenzverwalter Ulrich Zerrath“, erklärte Vorstandsmitglied Melanie Drees.
Wie berichtet hofft der Verein, mit Hilfe von Ex-Präsident Friedhelm Runge einen neuen Etat für die Regionalliga aufstellen zu können. Der hatte den Verein bereits in den vergangenen Monaten bei der Zahlung der Spielergehälter unterstützt, ist aber nicht bereit, für Altschulden aufzukommen. Neben denen soll es viele unbezahlte Rechnungen geben, wodurch nun offenbar die Zahlungsunfähigkeit angemeldet wurde.
Aufgrund der Coronapandemie würde es für die kommende Saison bei einer Insolvenzeröffnung wohl keinen Punktabzug geben, wenn der WSV weiter in der Regionalliga spielt - was das erklärte Ziel ist. „Das Gericht hat uns zugesichert, dass wir schnell mit einer Entscheidung rechnen können. Erst wenn wir von dort die Zustimmung zu einer Insolvenz in Eigenverwaltung haben, werde ich mit Spielern Verträge unterschreiben. Jeder Tag, der dabei verloren geht, erhöht natürlich das Risiko, dass der ein oder andere sich anders entscheidet“, sagte Thomas Richter. Wie schnell er danach einen neuen Trainer präsentieren könne, könne er ebenfalls nicht sagen, aber natürlich gebe es auch in dieser wichtigen Personalangelegenheit Vorüberlegungen.
Spielerverträge liegen noch
auf Eis - jeder Tag zählt
2013 hatte es bereits eine Planinsolvenz mit einem externen Insolvenzverwalter gegeben. Das wäre auch jetzt eine weitere Option, falls das Gericht die Eigenverwaltung ablehnt. Hinter den Kulissen hatte es in den vergangenen Wochen bereits zahlreiche Gespräche gegeben, um eine breitere Unterstützung für den künftigen Kurs des WSV zu erlangen - bislang allerdings ohne Ergebnis. Vorab war von einem benötigten Etat von 1,4 Millionen Euro die Rede, von dem Friedhelm Runge aber nur einen Teil (die Rede ist von 500 000 Euro) übernehmen wolle.
Oberbürgermeister Andreas Mucke, der sich auch aus Sicht des Stadtmarketings stets für den Erhalt des Vereins und damit höherklassigen Fußballs eingesetzt hat, begrüßte am Donnerstag den jetzigen Schritt, über den er persönlich von WSV-Vertretern informiert wurde. „Ich glaube, es ist der richtige Weg, reinen Tisch zu machen. Jetzt muss der Verein versuchen, sich möglichst breit aufzustellen und wieder in der Stadt zu verwurzeln. Dazu muss er Vertrauen zurückgewinnen. Das geht nur über Beständigkeit, sei es in Vorstand, Verwaltungsrat oder Mannschaft. Die Handballer des BHC haben vorgemacht, wie man sich in einer Stadt präsentiert“, so Mucke. Niemand könne erwarten, dass der WSV in drei Jahren in der dritten Liga spielt. „Weg mit dem Druck“, forderte er und nannte als abschreckendes Beispiel das gescheiterte Konzept WSV 2020 des früheren Vorstands „Das hat mit zu viel Druck genau das Gegenteil bewirkt.“