Interview Wupperverband: Wuppertal investiert in Klärschlammverbrennung

Der Wupperverband will mit Partnern eine neue Klärschlamm-Verbrennungsanlage bauen.

Foto: Wupperverband

Wuppertal. Der 1930 gegründete Wupperverband kümmert sich um die wasserwirtschaftlichen Aufgaben im Wupper-Gebiet. Dazu gehört auch der Betrieb von elf Kläranlagen, zwei davon in Wuppertal. Als Körperschaft des öffentlichen Rechts finanziert sich der Wupperverband über Mitgliedsbeiträge; Mitglieder sind unter anderem Kommunen und Firmen.

Frau Fischer, der Wupperverband betreibt das den meisten Wuppertalern bekannte Klärwerk in Buchenhofen. Seit 1977 gibt es dort auch eine Monoklärschlammanlage. Was ist das?

Susanne Fischer: Eine Mono-Klärschlammverbrennungsanlage ist eine Anlage, in der fast ausschließlich Klärschlamm verbrannt wird. Andere Reststoffe aus der Abwasserreinigung, wie die Stoffe, die über einen Rechen aus dem Abwasser entfernt werden, werden aktuell in Müllverbrennungsanlagen entsorgt.

2019 läuft ein Kooperationsvertrag für diese Anlage aus. Was wird das für Konsequenzen haben?

Fischer: In der Schlammverbrennungsanlage des Wupperverbandes (SVA) werden die Klärschlämme aus Wupperverbands-Kläranlagen und von anderen Kläranlagenbetreibern (Ruhrverband, Bergisch-Rheinischer Wasserverband, Stadt Düsseldorf) verbrannt. Die SVA des Wupperverbandes ist inzwischen fast 40 Jahre alt. Zwei Faktoren spielen nun für die weitere Entwicklung eine zentrale Rolle: Zum einen läuft der Vertrag mit einem der genannten Partner aus. Zum anderen sind für den Weiterbetrieb der SVA über 2020 hinaus umfangreiche Investitionen an wesentlichen Anlagenteilen erforderlich, beispielsweise an der Rauchgasreinigung und am Verbrennungsofen. Daher möchte der Wupperverband schon jetzt die Weichen stellen und grundlegende Entscheidungen über die Zukunft der SVA treffen.

In welche Richtung soll es denn gehen?

Fischer: Gemeinsam mit dem Aggerverband, dem Bergisch-Rheinischen Wasserverband, dem Niersverband, dem Ruhrverband und dem Stadtentwässerungsbetrieb Düsseldorf untersucht der Wupperverband nun die Möglichkeiten zum gemeinsamen Bau und Betrieb einer neuen Mono-Klärschlammverbrennungsanlage in Wuppertal. Es wird beabsichtigt, zunächst gemeinsam ein Eckpunktepapier für ein Kooperationsmodell zur Klärschlammentsorgung und Phosphorrückgewinnung zu entwickeln und gemeinsam eine neue Anlage zu planen.

Wieso ist die Rückgewinnung von Phosphor für den Wupperverband interessant?

Fischer: Im Abwasser ist Phosphor enthalten. Dieser wird im Zuge des Reinigungsprozesses auf einer Kläranlage zum größten Teil im Klärschlamm gebunden. Durch die Verbrennung steigert sich der Phosphorgehalt im Restprodukt der Verbrennung — der Verbrennungsasche. Da Phosphor ein wichtiger Rohstoff ist, zum Beispiel für Düngemittel, der nicht künstlich erzeugt werden kann und in der Natur immer seltener wird, könnte zukünftig eine Rückgewinnung des Rohstoffs Phosphor aus Verbrennungsaschen erfolgen. Hierfür ist die Asche aus Mono-Klärschlammverbrennungsanlagen sehr gut geeignet, da hier nur Klärschlämme und keine anderen Reststoffe oder Abfälle, die keinen Phosphor enthalten, verbrannt werden. Allerdings ist die Rückgewinnung heutzutage noch technisch sehr aufwändig und nicht wirtschaftlich. Derzeit werden nur Versuchsanlagen betrieben. Dies kann sich aber in Zukunft ändern, wenn die natürlichen Phosphor-Vorkommen aufgebraucht werden und technische Verfahren zur Phosphorrückgewinnung immer besser werden.

Was heißt das für den Standort Buchenhofen?

Fischer: Der Wupperverband hat heute ja bereits eine Mono-Klärschlammverbrennungsanlage in Buchenhofen. Sollte er gemeinsam mit weiteren Partnern eine neue Anlage bauen, erscheint mit Blick auf eine möglicherweise in Zukunft geforderte Rückgewinnung von Phosphor die Monoverbrennung auch für die neue Anlage als der zukunftsfähige Entsorgungsweg.

Kommen dadurch höhere Kosten auf die Mitglieder des Wupperverbandes — und letztlich damit die Wuppertaler Bürger — zu?

Fischer: In welcher Höhe Kosten für die Phosphorrückgewinnung anfallen, ist heute nicht beantwortbar. Zum einen befinden sich die Verfahren noch in der Erprobungsphase, zum anderen läuft derzeit auch noch die politische Diskussion darüber, in welchem Umfang und wann die Pflicht zur Phosphorrückgewinnung eingeführt wird. Wir halten das Thema für wichtig. Mit einer Monoverbrennungsanlage „produzieren“ wir eine Asche, die sich als Basis für eine Rückgewinnung bestens eignet. Diesen Ausgangsstoff wollen wir sichern, um ihn später bei Bedarf und Wirtschaftlichkeit zur Rückgewinnung nutzen zu können. Wirtschaftlichkeit bedeutet für uns, dass die Kosten der Aufbereitung durch Erträge bei der Vermarktung dieses Rohstoffs mindestens gedeckt werden.