WZ-Test - Schnaps für Kinder: Eine leichte Sache
Schülerinnen testen, wie einfach sie an verbotene Dinge kommen – und das Ordnungsamt ist nicht überrascht.
<strong>Wuppertal. Jugendliche als Testkäufer für Alkohol? Groß war die Empörung, als Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen diesen Vorschlag gemacht hatte - nun ist er vertagt. Das Problem ist damit jedoch nicht gelöst: Ein WZ-Test in Wuppertal ergab, dass minderjährige Mädchen absolut problemlos an Schnaps und Tabak kommen. "Ein Päckchen Zigaretten bitte" - Frauke (15 Jahre) und Sophia (16 Jahre) waren unsere Testkäferinnen, beide schreiben aktiv in der Redaktion der Zone W.
Der Testbericht: Schon der zweite Versuch ist ein Treffer: In dem kleinen Kiosk in Elberfeld wird Frauke, die sich als Volljährige ausgibt, zwar nach ihrem Alter gefragt, einen Ausweis möchte man von ihr aber nicht sehen. "Ich war irgendwie in Gedanken", entschuldigt sich die junge Verkäuferin als sie auf den verbotenen Verkauf angesprochen wird und lacht. Ein schlechtes Gewissen hat sie offensichtlich nicht.
Auf dem Weg durch Wuppertal - in Elberfeld, Barmen und Oberbarmen - können die beiden blonden Mädchen beinahe an jedem zweiten Kiosk problemlos Zigaretten kaufen. "Das Kioskgeschäft ist tot - viele Besitzer brauchen einfach jeden Cent", erklärt einer der Inhaber. Er selbst kenne viele Kioskbetreiber, die wissentlich Tabakwaren und auch Alkohol an Minderjährige verkauften, erzählt der grauhaarige Mann weiter.
Beim Ordnungsamt gibt man sich vom Testergebnis nicht überrascht. "Dafür muss man kein Prophet sein", sagt Abteilungsleiter Carsten Vorsich. Vielfach werde der verbotene Verkauf von den Kioskbesitzern einfach bagatellisiert. "Durch Testkäufe würden Kontrollen einfacher werden, aber das dürfen wir eben nicht", erklärt Vorsich, der es als "traurig" bezeichnet, wie einfach es den Jugendlichen gemacht wird.
"Manchmal war mir das Ganze schon unangenehm", erklärt Frauke abschließend zu ihrem Einsatz als "verdeckte" Testkäuferin. Sophia zeigt weniger Mitleid - und würde als Testkäuferin kontrollieren helfen.
Es ist erschreckend, wie einfach Minderjährige in Wuppertal an Alkohol und Zigaretten gelangen können. Welchen Nutzen haben Gesetze zum Schutz junger Menschen, wenn diese nicht befolgt werden? Die beiden WZ-Testerinnen haben sich nicht einmal besondere Mühe geben müssen, um Schnaps und Kippen zu kaufen.
Die Empörung über den Vorschlag von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen war groß. Die üblichen Bedenkenträger traten in Scharen auf, das Wort von Denunzianten machte die Runde. Es folgte das übliche Ritual: Die Gesetzesinitiative ist vom Tisch - dafür gibt es nun einen runden Tisch. Das Problem jedoch ist nicht gelöst. Die Antwort, wie das geschehen kann, hat bisher keiner gegeben.
Das gilt auch für die Stadt Wuppertal. Die WZ hatte bereits im Dezember vergangenen Jahres mit einem verdeckten Test bewiesen, dass junge Menschen ohne größere Hindernisse während des Elberfelder Weihnachtsmarktes Schnaps und Glühwein kaufen und trinken konnten. Bewirkt hat das offensichtlich nichts, wie der neue Test zeigte.
Nun muss fairerweise gesagt werden, dass die Mitarbeiter des Ordnungsamtes wirklich ausreichend Aufgaben haben. Ihnen die Schuld in die Schuhe zu schieben, wäre unfair. Ebenso ist es wohl kaum machbar, von ihnen mehr Kontrollen zu erwarten. Die Politik ist gefragt. Solange Testkäufer gesetzlich verboten sind, müssen Alternativen auf den Tisch, um das Jugendschutzgesetz auch effizient durchzusetzen.