Zoll meldet Rekordfund von E-Zigaretten Zoll stellt größte illegale Vape-Menge sicher
Neuss · Der Zoll hat im Hafen von Neuss die in Deutschland bisher größte Menge Vapes sichergestellt, etwa 650.000 mutmaßlich illegale E-Zigaretten. Der Schaden geht in die Millionenhöhe. Wer hinter dem Schmuggel steckt.
Erst war es nur eine „verdachtsunabhängige Steueraufsichtsmaßnahme“. Routine – bis die Beamten der „Kontrolleinheit Verkehrswege“ des Hauptzollamtes Krefeld am vergangenen Mittwoch (27.) in der Halle Duisburger Straße 3a im Neusser Hafen vor Paletten mutmaßlich illegaler E-Zigaretten für den einmaligen Gebrauch, sogenannter Vapes, standen. Da wurde aus der Routinekontrolle ein Fall für die Polizei und das Essener Zollfahndungsamtes, das am Freitag den bisher bundesweit größten Fund solcher Vapes öffentlich machte.
Von insgesamt rund 650 000 E-Zigaretten ist die Rede. Die genaue Zahl werde noch ermittelt, sagt eine Sprecherin der Zollfahndung. Deswegen – und weil Vapes unterschiedlicher Marken und Sorten beschlagnahmt wurden – lasse sich auch der Steuerschaden noch nicht abschließend benennen. Er läge aber im Millionenbereich. Bemerkenswert sei, so ein Sprecher vom Hauptzollamt Krefeld, dass dieser Coup nicht in einem der großen Überseehäfen oder an der Grenze gelang, „sondern im Inland.“ Seines Wissens nach umfasste der bisher größte Fund rund 200 000 Vapes.
Bei der Durchsuchung der – nach Angaben der Nachbarn – inzwischen restlos ausgeräumten und verschlossenen Halle stellten die Zöllner 212 Europaletten mit 625 000 Vapes sicher. Während sie noch bei der Arbeit waren, fuhr ein polnischer Transporter vor. Der Fahrer gab an, eine Lieferung E-Zigaretten für diese Adresse zu haben und abladen zu wollen, berichten die Ermittler. Die Zöllner durchsuchten den Transporter und stellten weitere sechs Paletten mit rund 30 000 Vapes sicher.
Zwei Männer, die in der Halle arbeiteten, wurden festgenommen. Sie sind 21 und 38 Jahre alt und ohne festen Wohnsitz, ihre Nationalität sei noch nicht geklärt, heißt es im Zollfahndungsamt auf Nachfrage. Den beiden Männern wird Steuerhinterziehung durch den Handel mit unversteuerten und nicht verkehrsfähigen E-Zigaretten vorgeworfen. Das Amtsgericht Neuss ordnete Untersuchungshaft an.
Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf und das Zollfahndungsamt Essen haben die weiteren Ermittlungen übernommen. Federführend ist dabei der Dienstsitz Köln des Zollfahndungsamtes, der für alle Fälle rund um Tabak zuständig ist. Auf Weisung und unter der Aufsicht der Kölner Beamten wurden die Paletten abtransportiert und auf dem Sicherstellungsgelände der Behörde in Köln eingelagert.
Das habe Tage gedauert, berichten Mitarbeiter der benachbarten Firmen Fortin und „Cotalo Tankcleaning“, die als Augenzeugen von mehreren Sattelzügen berichten. In Köln verbleiben die Vapes als Beweismittel, bis das Verfahren mit rechtskräftigen Urteilen abgeschlossen ist. Danach werden die E-Zigaretten vernichtet, vermutlich in einer Müllverbrennungsanlage, so ein Sprecher des Zolls.
In weiteren Ermittlungen geht es auch um den möglichen Verdacht der Markenpiraterie, bestätigte eine Sprecherin der Zollfahndung. Ermittelt wird aber auch in andere Richtungen. „Bei der hier sichergestellten Rekordmenge an illegalen E-Zigaretten wurde das maximal erlaubte Tankvolumen von zwei Milliliter je E-Zigaretten mutmaßlich deutlich überschritten“, sagt der Leiter des Zollkriminalamts, Tino Igelmann. Statt der zwei Milliliter, die bei nikotinhaltigen Vapes zulässig sind, seien bei früheren Fällen E-Zigaretten mit der zehnfachen Füllmenge beschlagnahmt worden, ergänzt die Sprecherin der Zollfahndung. Auf den Etiketten der beschlagnahmten Waren wurde mit bis zu 25 000 Zügen je Zigarette geworben. Zudem seien vermutlich auch gesundheitliche Vorschriften bei der Schmuggelware missachtet worden.
Vertrieben werden illegale E-Zigaretten meist über die gleichen Kanäle, wie unversteuerter Tabak oder Wasserpfeifentabak. Dabei spielen auch die sozialen Medien eine Rolle. In diesem Fall, so ein Sprecher des Krefelder Zolls, müsse man aber von einer Großhandelsstruktur ausgehen.
„Mit diesem komplexen Ermittlungsverfahren setzt die Staatsanwaltschaft gemeinsam mit der Zollfahndung erneut ein deutliches Zeichen gegen Steuerhinterziehung und Organisierte Kriminalität“, sagt Igelmann. Hauptziel des Zolls sei es, die Strukturen der Täter zu zerschlagen und rechtswidrig erlangtes Vermögen einzufrieren.