Adventszeit in Düsseldorf Das Gerresheimer Weihnachtsdorf lässt trotz Regen Vorfreude aufkommen
Gerresheim · Den Nikolaus-Besuch auf dem Gerricusplatz hatten sich alle Beteiligten trockener vorgestellt. Trotzdem konnte man sich die Seele wärmen.
Das hatten sich die Veranstalter des Weihnachtsdorfs auf dem Gerricusplatz in Gerresheim ganz anders vorgestellt. Anstatt bei sternenklarem Himmel, Temperaturen knapp unter null Grad und leichtem Schneefall – also genau dann, wenn der heiße Glühwein, der wohltemperierte Kinderpunsch und all die anderen Adventsleckereien besonders gut schmecken – zu eröffnen, fiel die Weihnachtsmarkteröffnung „ins Wasser“. Niederrheinisches Schmuddelwetter vom Feinsten, mit andauerndem Nieselregen, knapp einstelligen Temperaturen und manch einer Windböe, die die Wassertropfen direkt unter die wenigen Schirme trieb, ließ den festlich hergerichteten Platz nahezu menschenleer zurück.
Die Betreiber der Weihnachtsdorf-Stände nahmen es mit fatalistischer Schicksalsergebenheit hin. „Für das Wetter kann ja keiner was“, meinte Heidi Gerhard. „Das Gute ist doch, es kann nicht schlimmer kommen, es kann also nur noch besser werden.“ Gerhard hatte am ersten Tag des Weihnachtsdorfes im Schatten der malerischen St. Margareta-Basilika aus ihrem reichhaltigen Angebot von Dekorationen und Nützlichem aus Glas kaum etwas an den Mann oder die Frau gebracht. „Ich habe bisher erst eine kleine Eule verkauft“, verrät die Wuppertalerin. „Aber bei dem Wetter ist das doch normal.“ Um die 120 Euro Standgebühr zu erwirtschaften, reicht das aber hinten und vorne nicht.
So hofft auch Jürgen Kloft, der stellvertretende Vorsitzende der Werbegemeinschaft in Gerresheim (WiG), die den Weihnachtsmarkt organisiert, dass es zu einem Wetterumschwung ins Positive kommt. „Unser Weihnachtsdorf läuft ja über zwei lange Wochenenden. Wenn ein Wochenende verregnet ist, kann man das am anderen ja vielleicht wieder ausgleichen“, so Kloft.
Die Location auf dem Gerricusplatz ist jedenfalls ideal, um vorweihnachtliche Stimmung aufkommen zu lassen. Die Basilika ist im Dunkeln angestrahlt und die schlichte Schönheit der Fassade lässt den Platz in sakraler Atmosphäre erstrahlen. Die WiG hat mithilfe der Feuerwehr einen meterhohen geschmückten Weihnachtsbaum aufgestellt, davor eine historische Schlittenkutsche. Aus den neuen Markthütten dringt warmes Licht auf den Platz. Das in Kombination mit dem Duft von Glühwein, Crêpes und auch Deftigem vom Grill lässt Vorfreude auf seelenwärmende Momente aufkommen.
Krippen-Schnitzer und
ein Imker aus Gerresheim
Und der Weihnachtsmarkt in Gerresheim ist etwas Besonderes. Massenware ist nicht zu finden. „Wir vergeben die Stände vorzugsweise an Handwerker und Menschen, die ihre Waren selbstständig produzieren“, erzählt Kloft. So gibt es einen Korbflechter, der auch Reparaturen durchführt, einen Krippen-Schnitzer, einen Imker aus Gerresheim, selbst gebackene Plätzchen, handgestrickte Babysocken, individualisierbare Weihnachtskugeln und vieles mehr, was man woanders nicht findet. Und die WiG hat ein großes Herz für diejenigen, denen es nicht so gut geht. So hatte das „Netz gegen Armut“ am Eröffnungstag die von der Bezirksvertretung gesponserte Ehrenamtshütte in Beschlag genommen; die LVR-Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie bietet von den psychisch Erkrankten selbst gefertigte Kerzen an; die Bürgerhilfe Gerresheim offeriert Plastikperlenschmuck, der nach grönländischer Tradition hergestellt wird. „Unsere Urlaubstage in Dänemark sehen so aus, dass wir tagsüber wandern und abends den Grönlandschmuck basteln“, verrät Siegfried Hecker, der zusammen mit seiner Gattin für die Bürgerhilfe den Weihnachtsmarktstand betreut.
Das „Netz gegen Armut“ hatte den Nikolaus höchstpersönlich eingeladen und gleich den Fotokurs des Gerrehsheimer Zentrums plus mitgebracht. „Wir bieten an, dass man ein Foto zusammen mit dem Nikolaus machen kann, das wird sofort ausgedruckt und kann gegen eine Spende mitgenommen werden“, sagt Petra Wienß. „Schade, dass kaum Leute und nur ganz wenige Kinder hier sind. Aber ich würde mit kleinen Kindern bei dem Wetter auch nicht vor die Tür gehen.“ Ein möglicher Schuldiger für das Wetter melde sich schließlich doch noch: „Vielleicht habe ich gestern mein Tellerchen nicht ganz leer gegessen“, meinte der Nikolaus, aka Alfred Schmitz, scherzhaft.