Nett-Werk und Co. Wenn sich Düsseldorfer Nachbarn übers Netz helfen

Düsseldorf · Auf der Plattform Nebenan.de gehören die Düsseldorfer zu den aktivsten Nutzern. Mehr als 100.000 Menschen kommen in der Gruppe Nett-Werk zusammen. Dabei geht es nicht nur um Hubschrauber, die über der Stadt kreisen.

Simone Henzler ist Initiatorin der „Machbarschaft Oberbilk“.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Wer nach einem guten Friseur in der Nähe sucht oder Möbel verschenken möchte, der kann Freunde und Bekannte fragen. Deutlich mehr Menschen erreicht man aber in der digitalen Welt. Und so vernetzen sich mittlerweile viele Düsseldorfer online in Nachbarschaftsgruppen – mit steigender Tendenz. Damit dort ein gepflegter Umgangston herrscht, sind die Betreiber oft auf Mithilfe angewiesen.

Als Deutschlands größtes soziales Netzwerk für Nachbarn bezeichnet sich etwa die Plattform Nebenan.de. In der gesamten Bundesrepublik seien mehr als 3,5 Millionen Nutzer aktiv, heißt es aus dem Unternehmen. Allein in Düsseldorf sind 89 039 Menschen angemeldet (Stand Dezember 2024). Im Vergleich zum Monat September dieses Jahres ist die Zahl der Düsseldorfer Nutzer damit um knapp 2000 gestiegen. „Düsseldorf ist nach wie vor eine der aktivsten Städte“, teilt eine Sprecherin mit. Nur in Berlin (rund 570 000 Nutzer), München, Hamburg, Köln und Frankfurt wird Nebenan.de besser angenommen.

Ein noch größeres Nachbarschaftsnetzwerk in der Landeshauptstadt ist allerdings die Facebook-Gruppe „Nett-Werk Düsseldorf“. Mehr als 123 000 Menschen sind dieser beigetreten. So kommen an einem normalen Werkat gut und gerne mal 90 Posts zusammen. Darin geht um Veranstaltungshinweise und Restaurant-Tipps, immer wieder aber auch um über Düsseldorf kreisende Hubschrauber oder Ladenöffnungszeiten.

Die Masse an Nachrichten war für Simone Henzler ein Grund, die Gruppe stumm zu schalten. Zwar gucke sie noch ab und zu rein. „Mir war das aber zu viel“, sagt die Düsseldorferin. 2019 hatte Henzler gemeinsam mit anderen engagierten Oberbilkern die Idee, eine eigene digitale Nachbarschaftsgruppe zu gründen. Seitdem gibt es „Machbarschaft Oberbilk“ bei Facebook. Der Stadtteil sei ein lebendiger und offener. „Dreh- und Angelpunkt der Nachbarschaft ist das Büdchen an der Linienstraße“, erklärt Henzler. „Etwas Ähnliches wollten wir auch online haben.“

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Rund 460 Menschen sind Teil von „Machbarschaft Oberbilk“. So einige von ihnen kenne sie auch persönlich, sagt Simone Henzler. Zwar habe sich über die Gruppe für sie noch kein direkter, persönlicher Kontakt zu neuen Nachbarn ergeben. Ziel sei es aber ohnehin gewesen, offen zu sein für alle Oberbilker, für Institutionen und Engagierte im Stadtteil. So werden etwa Veranstaltungshinweise gepostet. Wenn jemand seinen Rucksack verloren hat, einen Laden zum Austausch von Uhrenbatterien sucht oder helfende Hände benötigt, ist er dort ebenfalls richtig.

„Wir wollten eine positive Gruppe schaffen“, sagt Henzler. Aus Sicht der 41-Jährigen ist das gelungen. Nur wenn die Beiträge zu gewerblich werden oder keinen Oberbilk-Bezug haben, muss sie als Administratorin manchmal einschreiten. Insgesamt wachse die Gruppe zwar nicht schnell, sagt Henzler. „Aber es kommen immer wieder neue Mitglieder hinzu.“

Die rund 89 000 Nutzer auf Nebenan.de sind in Düsseldorf auf 86 Nachbarschaften verteilt. Die größten finden sich in Pempelfort-Mitte, Niederkassel und Bilk, so die Sprecherin. Im Gegensatz zu anderen Foren ist Nebenan.de keine aktiv moderierte Plattform. Das bedeutet, dass das Hilfe-Team nur dann in Diskussionen eingreift, wenn Inhalte gemeldet werden.

Seit 2020 hält der Medienkonzern Burda die Mehrheit an Nebenan.de. Die Plattform ist für Privatpersonen kostenlos, sie finanziert sich unter anderem über kostenpflichtige Gewerbe-Profile, bezahlte Werbeinhalte und freiwillige Förderbeiträge. Dagegen wurde die „Nett-Werk“-Familie von dem Kölner Phil Dauber gegründet. Diese Gruppen gibt es in zahlreichen deutschen Städten.

Die Benratherin Laura Iliasa hat zuletzt am Donnerstag auf beiden Plattformen Beiträge erstellt. Darin bittet sie um Sachspenden für obdachlose Menschen. „Über das Nett-Werk haben mir bislang sechs Leute private Nachrichten geschrieben, über Nebenan.de zwei“, so ihr Fazit. Das bestätigt ihren Gesamteindruck: „Mit dem Nett-Werk hat man eine große Reichweite, bei Nebenan.de geht es verstärkt um das Nachbarschaftsgefühl.“ Seit 2017 ist Iliasa Teil der Düsseldorfer Nett-Werk-Gruppe. In dieser Zeit habe sie etwa acht oder neun eigene Posts erstellt, erzählt die 39-Jährige. So fragte sie nach einem Computerspezialisten und nach Restaurant-Empfehlungen. „Und als ich schwanger war, habe ich eine Fotografin für ein Babybauchshooting gesucht.“ Schlechte Erfahrungen habe sie mit den „Nett-Werkern“ kaum gemacht. „Natürlich gibt es in der Gruppe manchmal unnötige oder negative Kommentare.“ Aber dass man nicht mit allen Menschen gleich gut klarkomme, sei schließlich ein Abbild der realen Welt.

(mbo rö)