Naturschutz an der Grundschule Igel halten Winterschlaf in Garather Grundschule

Düsseldorf · In der Garather Montessori-Grundschule schlafen Igel. Das Projekt ist eine Kooperation mit der Biologischen Station.

Einer der ungewöhnlichen Gäste in der Montessori-Grundschule: Dort überwintern zurzeit Igel, um die sich die Kinder kümmern.

Foto: Schaffmeister, Uwe (USch)/Uwe Schaffmeister

Alle haben Igel „Cookie“ im Blick. „Wir füttern den mit Igelfutter, der ist in so einer Box“, sagen Sophie und Amelie. „Es riecht etwas unangenehm, aber da gewöhnt man sich dran“, erklären sie beim Saubermachen der Igel-Unterkunft.

Die Kinder der Katzenklasse der Montessori-Grundschule Düsseldorf-Süd kümmern sich ruhig und gelassen um den stacheligen Übernachtungsgast. Vier Klassen haben dieses Jahr zu kleine und abgemagerte Igel aufgenommen und aufgepäppelt. Jetzt sind die ersten Tiere bereit für ihren Winterschlaf. Dieses neue Schulprojekt läuft in Zusammenarbeit mit der Biologischen Station von Haus Bürgel.

Biologe Norbert Tenten erklärt den Grundschülern den richtigen Umgang mit den Tieren, die in der Garather Grundschule überwintern sollen. „Wir sind jetzt leise und stampfen nicht“, sagt er, als sie sich dem Tier in der Box nähern. Dann wird „Cookie“ gewogen und durchgecheckt. Die Mädchen und Jungen tragen dazu Schutzhandschuhe. „Der ist so süß“, sagen sie. Auch Lina hat gerade einen Igel zu Hause zum Überwintern: „Der wohnt jetzt in einer Kiste“, erzählt sie. Dass die Igel Fleischfresser sind und Würmer und Käfer mögen, haben die Grundschüler im begleitenden Unterricht gelernt. Den praktischen Umgang mit dem Stachelträger können sie ganz ungezwungen in der Klassengemeinschaft erleben. „Es ist klar, wenn wir da sind, müssen wir alle leise sein, und der Igel war auch schon zu Beginn ein paar Mal in der Klasse zu Besuch“, sagt Klassenlehrerin Julia Weihe. Da krabbelte „Cookie“ dann auch über den Teppich und machte neugierig bei den einzelnen Kindern Station.

Das Schulprojekt hat dabei einen ernsten Hintergrund. Denn Igel sind gefährdet und benötigen Unterstützuung zum Überleben. „Wir haben hier im Umkreis keine richtige Igelhilfe, die nächste ist in Wuppertal. Es gibt aber natürlich auch Privatleute, die Igel aufpäppeln“, sagt Norbert Tenten.

Die Igel finden inzwischen
zu wenig Futter in der Umgebung

Um gut und sicher durch den Winter zu kommen, brauchen die Tiere ein Gewicht von mindestens 550 Gramm. Oft werden Igel gefunden, die auf Hilfe angewiesen sind, weil sie dieses notwendige Gewicht nicht erreicht haben, wenn die Temperaturen sinken.

Igel sind in Gärten und Parks zu finden. Es gibt viel mehr Verkehr als früher, da werden viele Tiere überfahren: „Schritte hören Igel, aber nicht, dass etwas rollt“, sagt Norbert Tenten. Die Tiere finden inzwischen zudem wenig Futter: „Viele Gärten wurden von Nutz- zu Ziergärten umgebaut, wo man viel mit Gift arbeitet. Und es wird sehr viel aufgeräumt“, sagt er. Es fehlten Laubhaufen für die Wildtiere und Rückzugsmöglichkeiten.

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„Ziel ist es, dass durch die Schulen dezentrale Orte entstehen, wo es Igelstationen gibt, wo die Tiere aufgepäppelt werden. Und auch die Kinder haben etwas davon“, sagt der Experte der Biologischen Station Haus Bürgel. Für den Winterschlaf sind die Igel in ruhigen Räumen untergebracht: „Wir kümmern uns schon so zwei Wochen um ihn“, sagt Emna.

Unterstützt wird das Projekt finanziell vom Landschaftsverband Rheinland. Für 2025 können sich weitere vier Schulen aus dem Kreis Mettmann und der Stadt Düsseldorf bewerben. „Es gibt jetzt eine Förderung über zwei Jahre, damit sich das Projekt mit der Idee der Nachhaltigkeit etabliert“, sagt Elke Löpke, Leiterin der Biologischen Station Haus Bürgel. Danach hoffen sie auf die Eigeninitiative der Schulen.

Dass jeder etwas für Igel tun kann, erklären die Fachleute den Schülerinnen und Schülern. Beispiel Mähroboter: Die laufen häufig auch nachts und machen Igeln das Leben schwer. „In der Zeit sind die Tiere auf Futtersuche, im Rasen leben Würmer und zack ist die Nase weg oder ein Bein, denn der Mähroboter erkennt den Igel nicht“, beschreibt Norbert Tenten das Problem.

Die ersten Igel in der Garather Schule sind nun bereit für den Winterschlaf. „Wir schauen, dass sie so 600 Gramm haben, bevor wir sie einschlafen lassen“, sagt er. Die Tiere werden dann träger und eingewintert. Dann folgen wöchentliche Kontrollen, ob die Igel schlafen. „Im März oder April kommen wir dann wieder und wildern die Tiere aus“, sagt Tenten. Wenn ein Garten passt, kann es auch in der Nähe der Schule geschehen.

(sime rö)