Erste Hilfe für das Haustier Was hilft, wenn der Hund in Not ist
Düsseldorf · Mund-zu-Schnauze-Beatmung, Pulsmessen, einen Druckverband richtig anlegen oder sich korrekt verhalten, wenn der Vierbeiner etwas Giftiges gefressen hat: In Kursen für Erste Hilfe am Hund wird Grundlagenwissen für die Halter vermittelt.
An einem Samstagvormittag sitzen in der Kita St. Bonifatius an der Sternwartstraße 17 Teilnehmende im Kreis und hören Patricia Dörr gespannt zu. Die Notfall-Sanitäterin wird ihnen in den nächsten rund fünf Stunden Grundlagen vermitteln, wie sie sich im Ernstfall verhalten können. Das Besondere an diesem Kurs: Es geht nicht um Notfälle bei Menschen, sondern um die Erste Hilfe beim Hund.
Ob sie sich beim Raufen mit einem Kumpel eine Verletzung zuziehen, beim Spaziergang am Rhein in eine Scherbe treten oder einen Fremdkörper verschluckt haben – wer weiß, was in solchen Schreckmomenten zu tun ist, kann nicht nur seinem Tier unmittelbar helfen. Dieses Wissen kann unter Umständen auch das Leben des Haustieres retten.
Doch soweit ist Patricia Dörr an diesem Morgen noch nicht. Sie ist seit 25 Jahren als Notfall-Sanitäterin für den Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) unterwegs und hat eine Zusatzausbildung gemacht, um den Kurs „Erste Hilfe am Hund“ halten zu können. Das macht Dörr schon seit dem Jahr 2017 regelmäßig für den ASB in Düsseldorf.
Deshalb hat sie zunächst ein paar Fragen an die Kursteilnehmer: „Es ist wichtig für mich zu wissen, welche Hunde ihr habt, wie groß sie sind, ihr Alter, welche Rasse, ob es Vorerkrankungen gibt und was ihr in diesem Kurs lernen wollt.“ Einig sind sich alle, dass sie wissen möchten, wie sie Verbände richtig anlegen – vor allem, wenn Augen, Ohren und Pfoten verletzt sind. Andere hoffen Informationen zu bekommen, wie sie sich bei Vergiftungen, Knochenbrüchen, Insektenstichen in der Schnauze oder verschluckten Gegenständen verhalten sollen.
Dann beginnt der praktische Teil. Patricia Dörr hat dafür mehrere Stoffhunde dabei in der Größe eines kleinen Pudels. An ihnen zeigt sie mit geübten Handgriffen, wie zunächst eine Maulschlaufe angelegt und hinter den Ohren verknotet wird. „Selbst der liebste Hund kann im Schmerz zuschnappen“, warnt sie. Danach bekommt der Stoffwuff einen Druckverband an der Pfote angelegt. „Denkt dran, nicht immer habt ihr einen Verbandskasten dabei. Da können ein Päckchen Taschentücher und ein Schal schon mal den Druckverband ersetzen.“ Sind ein Auge oder ein Ohr verletzt, werden beide Augen oder Ohren mit einem Verband ruhiggestellt.
Expertin gibt Tipps zur
Mund-Schnauze-Beatmung
Später können die Teilnehmer noch selbst Hand anlegen und einen Druckverband üben. Nach einer kurzen Pause gibt die Notfall-Sanitäterin wertvolle Tipps zur Mund-zu-Schnauze-Beatmung, wenn der Vierbeiner bewusstlos ist. Dafür hat sie einen täuschend echt aussehenden Dummy dabei, an dem sie die richtige Technik demnostriert: „Es ist wie beim Menschen: zunächst Puls messen an der Innenseite des Hinterlaufs, hören, ob der Hund atmet, dann mit der Beatmung beginnen und im Anschluss Druck auf den Brustkorb.“
Zwischendrin beantwortet Patricia Dörr immer wieder die Fragen der Teilnehmenden. Zum Beispiel, wie lang die Beatmung andauern sollte: „Das müsst ihr entscheiden. Denn wie beim Menschen sterben bei Bewusstlosigkeit Gehirnzellen ab. Der Hund, der aufwacht, kann durchaus eine Wesensveränderung haben und ihr solltet bei einem alten oder sehr kranken Tier überlegen, ob es nicht besser ist, es gehen zu lassen“.
Einen wertwollen Tipp hat die Expertin für diejenigen, deren Lieblinge vom Tisch klauen oder Dinge auf der Straße aufnehmen: „In vielen Süßigkeiten und Lebensmitteln sind Zuckerersatzstoffe, die hochgiftig bis tödlich für Hunde sind“, warnt sie. Hat die Fellnase Plätzchen mit Zuckerersatz gefressen, zeigen sich Symptome von Unterzuckerung. „Auf dem Weg zum Tierarzt solltet ihr ihnen deshalb unbedingt viel Honig geben, um das auszugleichen“, rät Dörr. Damit kann wertvolle Zeit gewonnen werden, bis der Tierarzt ein entsprechendes Medikament geben kann.
Blieb die Frage, wie trägt man den verletzten Hund richtig. Kleine Hunde werden mit einem Arm unter dem Bauch stabilisiert, die andere hält den Kopf. „Habt ihr einen großen Hund, ist es besser, ihn zu zweit zu tragen“, erklärt Dörr.