Bruno, der „Schadbär“ der Herzen
Der ausgestopfte Braunbär ist ab sofort ein Museumsstar.
München. Waschen, legen, föhnen - der ausgestopfte Braunbär Bruno ist für seinen ersten öffentlichen Auftritt gerüstet. Mit Haartrockner und Bürste hat Tierpräparator Dieter Schön das Fell des vor fast zwei Jahren getöteten Bären in Form gebracht. Heute soll Bruno im Münchner Museum Mensch und Natur der Presse vorgestellt werden, tags darauf ist er für alle Besucher zu sehen. Bruno, im Sommer 2006 aus dem italienischen Trentino eingewandert, wurde zunächst als erster Bär in Freiheit gefeiert, der nach 171 Jahren wieder seine Tatzen auf deutschen Boden setzte. Doch mit seiner mangelnden Scheu vor Menschen wurde er den Behörden zu gefährlich - sie ließen das Raubtier erschießen.
Nun ist Bruno präpariert fürs Museum. In einer Landschaft hinter Sicherheitsglas wird er seine Besucher empfangen. Im Ambiente stecke mindestens so viel Arbeit wie in dem präparierten Tier selbst, sagte Museumsleiter Michael Apel. "Es geht soweit, dass die Kollegen den Ehrgeiz haben, kleine Schnecken ins Gras zu setzen", berichtete er. "Die Ausstellung wird neben einer Chronologie des Falles Bruno auch allgemein über Bären und über die Möglichkeiten ihrer Wiederansiedlung informieren."
Monatelang hat Präparator Schön am Aussehen des Bären gefeilt, das Fell gegerbt und Modelle konstruiert. Zuletzt hat Schön Bruno kosmetisch behandelt und Augen, Nase und Lippenbereich nachkoloriert. Brunos braune Augen sind aus Glas, und auch das Gebiss, mit dessen Original er zu Lebzeiten Schafe riss und Hühner verspeiste, ist künstlich.
"JJ1" wie Bruno erst bezeichnet wurde - Erstgeborener von Mutter Jurka und Vater José - war der Star des Sommers 2006. Er tappte durch Ferienorte in den bayerischen Alpen, knackte Bienenstöcke, leckte Honig - und machte sich rechtzeitig davon, bevor die teuer aus Finnland eingeflogenen Bärenjäger kamen. Bis heute gibt es im Internet das Spiel "Brunos Rache - Der Bär schlägt zurück", Trauerflaggen und Solidaritäts-T-Shirts. Zum Abschuss freigegeben hat ihn damals die bayrische Landesregierung. Unvergessen die stammelnden Erklärungsversuche von Ministerpräsident Edmund Stoiber, der Bruno einen "Schadbären" nannte. Stoiber ist nicht mehr im Amt, Bruno ab sofort im Museum.