Holzklotz-Wurf: Der Vater hatte keine Chance auszuweichen

Anschlag: Von dem Unbekannten, der einen Holzklotz von einer Brücke warf und damit eine Frau tötete, fehlt immer noch jede Spur.

Oldenburg. Nach dem tödlichen Holzklotz-Wurf von einer Autobahnbrücke bei Oldenburg sind bei der Polizei hunderte Hinweise eingegangen. "Eine heiße Spur vom Täter fehlt allerdings", sagte gestern ein Sprecher der niedersächsischen Polizei. So hätten Autofahrer mehrere Menschen auf der Brücke stehen sehen. Ob es sich bei der Tat, bei der eine 33Jahre alte Mutter vor den Augen ihrer Familie erschlagen wurde, um einen unüberlegten Streich von Jugendlichen oder einen gezielten Anschlag handelt, konnte der Sprecher nicht sagen. "Leider gibt es keine neuen Erkenntnisse. Wir beteiligen uns nicht an Spekulationen."

Unterdessen verdoppelte die Staatsanwaltschaft Oldenburg die Belohnung auf 6000 Euro. Zu der Herkunft des Holzklotzes gebe es keine Hinweise, sagte der Polizeisprecher. Es sei zwar in Tatortnähe aufgeschichtetes Baumholz gefunden worden, ob der Klotz von dort stamme, sei aber noch unklar. Er wird nun von Spezialisten im Landeskriminalamt in Hannover untersucht.

Das sechs Kilo schwere Stammstück hatte am Abend des Ostersonntags die Windschutzscheibe des Autos durchschlagen und die zweifache Mutter auf dem Beifahrersitz getötet. Der 36 Jahre alte Ehemann und die neun und sieben Jahre alten Kinder erlitten einen Schock.

Eine mittlerweile 23-köpfige Mordkommission ermittelt in dem Fall. "Wir erstellen ein Riesen-Mosaik aus einzelnen Puzzleteilen", so der Sprecher.

Eine Chance für den Familienvater noch auszuweichen hat es nach Ansicht eines Bremer Physikers nicht gegeben: "Das sind Sekundenbruchteile. So schnell kann keiner reagieren." Das Aufprallgewicht des Klotzes betrug nach seinen Berechnungen etwa zwei Tonnen, "das kann niemand aushalten." Die tödliche Wirkung sei ein Zusammentreffen von Zufällen. "Wenn das Auto nur zwei Prozent schneller fährt, trifft der Klotz nicht die Windschutzscheibe."

Juristisch Das Werfen schwerer Gegenstände von Autobahnbrücken gilt in Deutschland fast immer als Straftat, die hart bestraft wird. "Wer einen Stein oder einen Holzklotz auf die Autobahn fallen lässt, muss davon ausgehen, Autoinsassen zu verletzen oder zu töten", sagt der ADAC-Jurist Markus Schäpe. "Wenn Menschen zu Schaden gekommen oder sogar tot sind, kann der Täter nicht argumentieren, das nicht gewollt zu haben."