Affäre: Die Weltbank steht vor schwierigem Neustart

Nach dem Rücktritt des Weltbank-Präsidenten Paul Wolfowitz droht neues Ungemach: eine ernste Finanzkrise. Die Zukunft der Entwicklungshilfeorganisation scheint wegen unsicherer Finanzquellen gefährdet.

<strong>Washington. Sechs Wochen lang trotzte er seinen Gegnern und ignorierte Rücktrittsforderungen aus aller Welt. Nun aber konnte nicht einmal mehr Paul Wolfowitz, der als früherer zweiter Mann im Pentagon und umstrittener Co-Architekt des Irakkriegs immer besonders hart im Nehmen war, dem Druck standhalten. Der 63-Jährige kündigte seinen Rücktritt an, der Ende Juni in Kraft tritt. Noch diese Woche will US-Präsident Bush einen neuen Präsidenten für die Weltbank nominieren. Für die weltgrößte Entwicklungshilfeorganisation aber stellt sich nach dem schlagzeilenträchtigen Skandal vielmehr die Frage, ob sie den Imageverlust verkraften kann und es wirklich schafft, wie geplant wieder rasch zur Tagesordnung überzugehen. Auslöser der Affäre waren Meldungen über eine unzulässige Gehaltserhöhung, die Wolfowitz direkt nach seinem Amtsantritt vor zwei Jahren für seine Freundin Shaha Riza durchgesetzt hatte.

Der Skandal war aber nur die Spitze des Eisbergs, denn im Verlaufe seiner zwei Jahre im Amt hatten sich Ressentiments gegen den neuen Chef aufgebaut, der sich mit früheren Beratern aus dem Pentagon umgab und ein autokratisches System führte, in dem langjährige Spitzenmanager der Weltbank kaum noch ein Mitspracherecht hatten.

Affäre Wolfowitz: Ausgelöst wurde die Diskussion um den scheidenden Weltbankpräsidenten Paul Wolfowitz durch eine fünfzigprozentige Gehaltserhöhung für seine Freundin, die steuerfrei umgerechnet 140 000 Euro pro Jahr kassierte, selbst nachdem sie ihren Job bei der Entwicklungshilfeorganisation aufgegeben hatte.

Weltbankvorstand: Das Führungsgremium besteht aus 24 Direktoren aus aller Welt, die Wolfowitz vermutlich abgewählt hätten, falls er den Rücktritt verweigert hätte.