Berlin hofft auf einen aufgeschlossenen Präsidenten
Konflikte drohen beim Einsatz in Afghanistan.
Berlin. Die Kanzlerin wünschte Barack Obama alles Gute. Doch es klang, als ob Angela Merkel die übergroßen Erwartungen der Deutschen an den neuen US-Präsidenten am Tag seiner Amtseinführung auch etwas dämpfen wollte. "Er hat viel zu tun. Also, Glück und gutes Gelingen", lautete ihre Botschaft.
Die Kanzlerin und Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sind in gespannter Erwartung. Denn wie Obama und seine Außenministerin Hillary Clinton ihr Land international positionieren werden, wird erst die Praxis der kommenden Monate zeigen.
Merkel und Steinmeier hoffen auf einen aufgeschlossenen US-Präsidenten. Aus den Vorgesprächen der Beamten glauben die Deutschen, das Signal empfangen zu haben, dass Obama Deutschland als einen seiner "bevorzugten Partner" ansieht, wie es heißt. Allerdings hält sich auch die Sorge, Obama könne seinen Blick noch mehr als Bush auf den asiatisch-pazifischen Raum richten. Dort, in Indonesien, hat er mehrere Jahre gelebt. Europa kennt er abgesehen von seiner Tournee im Juli so gut wie gar nicht.
Obama und Clinton haben mehrfach betont, dass sie mehr auf Kooperation und Diplomatie setzen wollen als Bush in seiner ersten Amtszeit. Das gefällt den Deutschen. Nachdenklich sind sie aber bereits beim Thema Afghanistan geworden. Obama war eine Zeit lang so verstanden worden, als fordere er auch eine Ausweitung des militärischen Einsatzes der Bündnispartner.
Merkel sah sich daraufhin im November zur Klarstellung veranlasst, dass es weiter keine Kampfeinsätze der Bundeswehr im Süden Afghanistans geben werde. Inzwischen soll aus Obamas Umfeld das Signal gekommen sein: kein Grund zur Aufregung. Erwartet werde aber eine Ausweitung des Engagements der Nato-Verbündeten, was auch mehr Ausbildung von afghanischem Militär bedeuten könne. Schon beim Nato-Gipfel wird sich zeigen, ob es dabei bleibt.
Einen echten Konflikt sieht Merkel schon jetzt bei der Bekämpfung der Wirtschaftskrise heraufziehen. Jedenfalls warnte sie Obama zuletzt recht deutlich davor, sein Land angesichts der globalen Wirtschaftskrise abzuschotten. Nach den Exzessen der vergangenen Zeit gelte es, ein globales Regelwerk einzurichten.