Europa rückt zusammen

EU-Erweiterung: Am Freitag treten neun Länder dem Schengen-Raum bei. Die Grenzen werden geöffnet.

Frankfurt/O. In Frankfurt/Oder sind Alarmanlagen in diesen Tagen sehr gefragt. Dreimal mehr seien im November verkauft worden, freuen sich die Sicherheitsfirmen in der Region - ein unerwartet gutes Weihnachtsgeschäft.

Doch vielen Bewohnern reichen auch Warnsysteme nicht, wie ein Journalist der polnischen Zeitung Gazeta Wyborcza in einer Umfrage erfahren haben will. Sie würden am liebsten einen Schutzwall um ihre Häuser ziehen, bevor heute die Schlagbäume an der Grenze zu Polen fallen. In Frankfurts Innenstadt fragen sich besorgte Händler, wie viel Ware künftig wohl in ihren Läden gestohlen wird.

840 Kilometer weiter westlich, in Brüssel, spielen sich ganz andere Szenen ab. Im Ministerrat feiern die 27 EU-Innenminister die Öffnung der Ost-Grenzen als vorgezogenes Weihnachtsgeschenk: Wenn neun neue EU-Länder dem Schengen-Raum beitreten, dann sei das ein historischer Schritt. "Hiermit endet eine Entwicklung, die mit dem Fall der Mauer begonnen hat", sagt Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU). "Die Öffnung der Grenzen bringt nicht weniger Sicherheit, sondern mehr."

Die Kontrollposten sind längst an das Informationssystem angeschlossen, mit dem die Schengen-Länder Fahndungsdaten austauschen können. Lastwagen werden mit Röntgenstrahlen durchleuchtet, ein spezielles Gerät kann Herztöne erkennen und damit versteckte Passagiere entlarven, es gibt Bewegungsmelder, Wärmebild-Kameras. Beamte kontrollieren weiterhin in einem 30 Kilometer breiten Streifen hinter der Grenze. Die erhöhten Sicherheitsstandards gelten für alle Länder, die beigetreten sind.