Null-Toleranz-Strategie gegen Alkoholsünder
Interview: Die Drogenbeauftragte Sabine Bätzing fordert zum Fest einen verantwortungsvollen Umgang mit Sekt und Wein.
Frau Bätzing, als Drogenbeauftragte der Bundesregierung ist es Ihr Job, für Alkoholverzicht zu werben. Feiern Sie persönlich Weihnachten und Silvester ohne Sekt oder Wein?
Bätzing: Ich werde zu Silvester wahrscheinlich ein Glas Sekt trinken und auf den Jahreswechsel anstoßen. Vielleicht gibt es zu Weihnachten auch ein Glas Wein. Aber ich behaupte von mir, dass ich maßvoll und verantwortungsbewusst konsumiere. Und ich werde mich, wenn ich getrunken habe, bestimmt nicht mehr ans Steuer eines Autos setzen.
Bereitet Ihnen Sorge, dass an den Feiertagen besonders viel getrunken wird?
Bätzing: In den nächsten Wochen wird das Problem besonders sichtbar. Deshalb ist jetzt das Thema Punktnüchternheit besonders wichtig. In bestimmten Momenten muss der Grundsatz null Toleranz gelten, nämlich bei der Arbeit, in der Schwangerschaft und im Straßenverkehr. Hier kann derjenige, der Alkohol trinkt, mit seinem individuellen Handeln auch die Gesundheit anderer gefährden.
Hat Deutschland ein Alkoholproblem?
Bätzing: Alkohol ist die Alltagsdroge Nummer eins. 1,6 Millionen Menschen in Deutschland gelten als alkoholabhängig. Bei 9,5 Millionen stellen wir einen riskanten Konsum fest. Im Durchschnitt trinkt ein Bundesbürger zehn Liter puren Alkohol pro Jahr. Das ist im internationalen Vergleich immer noch sehr viel, auch wenn der Konsum in Deutschland in den vergangenen Jahren zurückgegangen ist. Bemerkenswert ist, dass zehn Prozent der Deutschen etwa 50 Prozent des gesamten verkauften Alkohols konsumieren. Das heißt: Es sind wenige, die sehr viel trinken.
Sie haben eine Null-Toleranz-Strategie bei Alkohol im Straßenverkehr gefordert. Sprechen Sie sich deshalb auch für stärkere Verkehrskontrollen zu Weihnachten und Silvester aus?
Bätzing: Alkoholkontrollen im Straßenverkehr sollten regelmäßig das ganze Jahr über stattfinden - vor allem an den Wochenenden. Es muss klipp und klar sein: Wenn ich etwas getrunken habe, setze ich mich nicht ans Steuer.
Finden Sie mit Ihren Appellen, Maß zu halten, bei Jugendlichen Gehör?
Persönliches: Sabine Bätzing wurde am 13. Februar 1975 im rheinland-pfälzischen Altenkirchen geboren. Sie ist verheiratet und lebt immer noch in ihrem Heimatort im Westerwald. Die gelernte Diplom-Verwaltungswirtin ist seit 2002 Bundestagsabgeordnete und seit 2005 Drogenbeauftragte der Bundesregierung. Als solche koordiniert Bätzing die Arbeit des Bundesressorts für Gesundheit und entwickelt gemeinsam mit Initiativen und Gruppen Aktionen und Projekte zur Weiterentwicklung der Suchtprävention.