Frankreich: Prominenz und Eklat bei Militärparade zum Nationalfeiertag

Begleitet von Kritik an der Teilnahme des syrischen Präsidenten Bascher el Assad hat Frankreich seinen Nationalfeiertag auf den Champs-Elysées begangen.

Paris. Erstmals wurde dietraditionelle Militärparade der Feierlichkeiten zum französischen Nationalfeiertag über die Prachtstraße im Beisein vonUN-Generalsekretär Ban Ki Moon durch Blauhelme der Vereinten Nationeneröffnet. Auf der Ehrentribüne befanden sich neben Präsident NicolasSarkozy, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Generalsekretär Ban sowieAssad dutzende weitere Staats- und Regierungschefs, die am Vortag ander Gründung der Mittelmeerunion teilgenommen hatten.

Symbolträchtig war die gemeinsame Anwesenheit des syrischen PräsidentenBaschar al-Assad, des israelischen Premierministers Ehud Olmert und desPalästinenserpräsidenten Mahmud Abbas. Am Sonntag hatte Olmert nacheinem Gespräch mit Abbas betont, der Frieden im Nahen Osten sei „nochnie so nah“ gewesen.

Die Polizeihinderte Vertreter von Reporter ohne Grenzen an Protesten gegen SyriensStaatschef. Kurz vor Beginn der Parade wurden etwa zehn Vertreter von Reporter ohneGrenzen vorübergehend festgenommen, wie ein AFP-Journalist berichtete.Sie hatten versucht, zum Veranstaltungsort vorzudringen und dabei„Freiheit in Syrien“ gerufen.

Laut Polizei wurden sie auf einKommissariat gebracht, um ihre Personalien festzustellen. Die Teilnahme Assads an den Feiern zum 14. Juli sei „schockierend“,nachdem Sarkozy schon im Dezember zum Tag der Menschenrechte LibyensStaatschef Muammar el Gaddafi empfangen habe, erklärte Reporter ohneGrenzen.

„Auf der Tribüne wurde einer der schlimmsten Diktatoren desNahen Ostens gefeiert als wäre er ein Demokrat.“ Sarkozy, der alsPräsidentschaftskandidat die Menschenrechte hochgehalten habe, führeheute eine „Realpolitik, die auf wirtschaftlichen Interessen beruht“.

Gegen Assads Teilnahme hatten zuvor auch französische Kriegsveteranenprotestiert. Sie werfen Syrien vor, für einen Anschlag auf eineinternationale Schutztruppe im Libanon im Jahr 1983 mitverantwortlichzu sein. Dabei waren 58 französische Soldaten getötet worden.

Der jahrelang international isolierte Assad befindet sich seit Samstagin Paris. Er hatte dort die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit demLibanon versprochen und zeigte sich zuversichtlich, dass sein Land mitIsrael ab dem kommenden Jahr direkte Friedensverhandlungen aufnehmenkönnte. Über die Türkei hatte Assad beim Gründungsgipfel derMittelmeerunion auch mit dem israelischen Regierungschef Ehud Olmert inKontakt gestanden.

Ein Höhepunkt der Parade war, als Maschinen der Luftwaffe amwolkenlosen Himmel das Blau-Weiß-Rot der französischen Trikoloremalten. Fallschirmspringer landeten zum Abschluss punktgenau vor derEhrentribüne - in den Händen die Europafahne und die Flaggen derVereinten Nationen und Frankreichs. Die Feier galt besonders den imMittelmeer eingesetzten UN-Friedenstruppen. Erstmals zog einBlauhelm-Kontingent mit weißen UN-Panzern über den Pracht-Boulevard.

Der Nationalfeiertag erinnert an den „Sturm auf die Bastille“, die zumSymbol der Französischen Revolution verklärte Eroberung des königlichenGefängnisses in Paris durch Aufständische.

An der Seite ihres Ehemanns verfolgte auch Frankreichs Première DameCarla Sarkozy das Spektakel. Am Nachmittag erwartete dasPräsidentenpaar seine Gäste zur traditionellen Gartenparty im Élysée-Palast.

Einige Staats- und Regierungschefs schlugen die Einladung aus. Nach demEU-Mittelmeer-Gipfel nahmen die Spitzen von 22 der 27 EU- Staaten sowiedie Vertreter von 11 Mittelmeerländern an den Feiern teil. Außer demLibyer Muammar al-Gaddafi, der schon zum Gipfel nicht gekommen war,fehlten unter anderem der algerische Staatspräsident AbdelazizBouteflika und sein tunesischer Kollege Ben Ali.

Von den Europäernwaren neben dem britischen Premierminister Gordon Brown auch dieVertreter Tschechiens und der Slowakei nach dem eigentlichGipfeltreffen wieder abgereist. Auch Luxemburg und Belgien waren nichtvertreten.

Sarkozy schlug zum Nationalfeiertag die kürzlich aus jahrelangerGeiselhaft befreite franko-kolumbianische Politikerin Ingrid Betancourtzum Ritter der Ehrenlegion. Betancourt war mit 14 weiteren Geiseln am2. Juli aus den Händen der linken kolumbianischen FARC- Rebellenbefreit worden.

Sarkozy hatte sich zuvor intensiv darum bemüht, die inParis aufgewachsene Politikerin auf dem Verhandlungswege zu befreien.