Immobilienmarkt in den USA vor Absturz

Analyse: Mit staatlichen Geldern will die Regierung das Schlimmste noch verhindern.

Washington. Mit einem umfassenden Plan zur Rettung der angeschlagenen Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac will die Regierung von Präsident George W. Bush gemeinsam mit der US-Notenbank eine weitere Zuspitzung der globalen Finanzkrise verhindern.

Zum ersten Mal in der Geschichte sollen die beiden halbstaatlichen Banken sich bei der Zentralbank Geld ausleihen dürfen. Außerdem will die Regierung für die beiden traditionsreichen Organisationen den Geldhahn kräftig aufdrehen.

Dennoch: Experten bleiben skeptisch und befürchten ein Überschwappen der Krise auf die Weltwirtschaft. Kaum einer weiß, was jene zwei Giganten der US-Bankenwelt genau machen, deren drohende Pleite der globalen Finanzkrise nun eine neue Dimension verleihen könnte.

Fannie Mae und Freddie Mac beherrschen den sogenannten Sekundärmarkt für Immobilienkredite. Sie kaufen Hypothekendarlehen auf, bündeln diese und verkaufen dann an Investoren Anleihen, die mit den Häuserkrediten gesichert sind.

Durch den steilen Preisverfall am Häusermarkt und die steigende Zahl fauler "Subprime"-Kredite, die an einkommensschwache Kunden mit schlechter Bonität vergeben wurden, ist aber der Markt für die Hypothekenanleihen praktisch eingefroren. Da Fannie Mae und Freddie Mac mehr als 1,4 Billionen Dollar der nunmehr wertlosen Anleihen besitzen, die den größten Teil ihres Portfolios ausmachen, stecken die Unternehmen in schweren Existenznöten.

Durch den Preisverfall am Markt für Eigenheime sowie die steigende Zahl von Zwangsvollstreckungen hat sich die Krise der beiden Unternehmen weiter zugespitzt. So haben die Aktien von Fannie Mae und Freddie Mac seit ihrem Höhepunkt im vergangenen Jahr mehr als 85 Prozent ihres Wertes verloren.

Um einen Kollaps abzuwenden, kündigte Notenbankchef Ben Barnanke nun an, dass sich die Hypothekenfinanzierer erstmals direkt bei der Zentralbank Mittel beschaffen dürfen - und zwar zu einem Zinssatz von 2,25 Prozent, der deutlich unter dem Marktzins liegt. Auch will Finanzminister Henry Paulson den Geldhahn aufdrehen, braucht dafür aber die Zustimmung des Kongresses.

Sollten die beiden Unternehmen Pleite machen, dann könnte nach Ansicht von Ökonomen der Immobilienmarkt vor dem Zusammenbruch stehen. Auch seien die Folgen für die globalen Märkte nicht zu unterschätzen, da große Aktienpakete der beiden Hypothekenfinanzierer von Investmentfonds, Pensionsfonds sowie Regierungen in aller Welt gehalten werden.