Ingrid Betancourt: Die Befreiung ist auch ein Erfolg für Sarkozy

Diplomatie: Der Präsident übte Druck auf seinen kolumbianischen Amtskollegen Uribe aus.

Paris. Die kolumbianischen Streitkräfte haben Ingrid Betancourt befreit, doch die Kommandoaktion ist auch ein großer politischer Erfolg für den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy. "Seit Sarkozy die Dinge in die Hand genommen hat, ist alles in Gang gekommen, und heute ist meine Mutter da", sprach Betancourts Tochter Melanie nach der Befreiung ihrer Mutter überglücklich in die Mikrofone. Auch Frankreich trägt Betancourt im Herzen. Seit ihrer Entführung engagierten sich unzählige Künstler, Politiker und Privatleute für sie, und die Regierungen taten alles, um ihre Befreiung zu erreichen. Sarkozy setzte fort, was sein Vorgänger Jacques Chirac begonnen hatte - und fährt dafür jetzt die publizistische Ernte ein.

Ingrid Betancourt wurde zwar 1961 in Bogota geboren, wuchs aber in Paris auf. Ihr Vater Gabriel Betancourt vertrat Kolumbien bei der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung und Kultur, Unesco. 1981 heiratete sie den französischen Diplomaten Fabrice Delloye.

Schon mit 18 erklärte Ingrid Betancourt in Paris, sie wolle Präsidentin Kolumbiens werden. Ihre politische Karriere bereitete sie an der Pariser Eliteuniversität "Sciences Po" vor. Ihr Dozent war damals der spätere Premierminister Dominique de Villepin.

Als Betancourt 2002 von den Farc-Rebellen verschleppt wurde, war Villepin Chiracs Außenminister. Auf eigene Faust unternahm er 2003 einen Befreiungsversuch, der in einem diplomatischen Skandal endete: Villepin schickte ein Dutzend Soldaten nach Brasilien, um Betancourt von dort aus im kolumbianischen Dschungel zu befreien. Die Aktion scheiterte, und Frankreich musste sich bei Brasilien für die Verletzung der Souveränitätsrechte entschuldigen.

Auch Sarkozy, der unter Villepin Minister gewesen war, erklärte nach seiner Wahl zum Präsidenten 2007 Betancourts Befreiung zu seiner Priorität. Er hielt Kontakt mit dem rechten kolumbianischen Präsidenten Alvaro Uribe, der eine militärische Lösung forcierte. Gleichzeitig versuchte er über Uribes Erzfeind, den venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez, mit den Rebellen ins Geschäft zu kommen.

Im April 2008 schickte er sogar ein Flugzeug nach Südamerika, um Betancourt heimzuholen - und scheiterte genauso wie Villepin vor ihm. Doch mit dem Dauerwirbel hielt Sarkozy den Druck auf Uribe aufrecht, seine politische Gegnerin Betancourt nicht im Dschungel umkommen zu lassen.