Aktionskünstler Asche von Auschwitz-Opfern: „Zentrum für politische Schönheit“ entschuldigt sich

Berlin · Nach dem Zentralrat der Juden hat auch der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung die Gedenkstätte mit mutmaßlicher Asche von Schoa-Opfern kritisiert. Jetzt entschuldigen sich die Verantwortlichen.

 Eine Säule, in die Asche von Auschwitzopfern eingegossen worden sein soll, steht vor dem Reichstag. Das Objekt ist Teil eines Kunstwerkes des Zentrums für Politische Schönheit.

Eine Säule, in die Asche von Auschwitzopfern eingegossen worden sein soll, steht vor dem Reichstag. Das Objekt ist Teil eines Kunstwerkes des Zentrums für Politische Schönheit.

Foto: dpa/Christophe Gateau

Das für seine umstrittenen Aktionen bekannte Künstlerkollektiv „Zentrum für politische Schönheit“ (ZPS) hat sich für sein jüngstes Projekt entschuldigt. Es hatte in Sichtweite des Reichstagsgebäudes am Montag eine sogenannte Gedenkstätte errichtet - ein Teil davon ist eine Stahlsäule, die nach Angaben der Gruppe Asche von Opfern der Massenmorde der Nazis enthält. Daran hatte es in den vergangenen Tagen viel Kritik nicht zuletzt von jüdischer Seite gegeben. Nichts habe ihnen ferner gelegen, als die religiösen und ethischen Gefühle von Überlebenden und Nachkommen der Getöteten zu verletzen, teilten die ZPS-Aktivisten am Mittwochnachmittag auf ihrer Website mit.

„Wir wollen bei Betroffenen, Angehörigen und Hinterbliebenen aufrichtig um Entschuldigung bitten, die wir in ihren Gefühlen verletzt haben“, heißt es dort unter der Überschrift „Wir haben Fehler gemacht“. „Wir möchten insbesondere auch die jüdischen Institutionen, Verbände oder Einzelpersonen um Entschuldigung bitten, die durch unsere Arbeit die Totenruhe nach jüdischem Religionsrecht gestört oder angetastet sehen.“ Als erste Konsequenz werde das Kernstück der Säule im Regierungsviertel verhüllt, um dem Eindruck der „Zurschaustellung“ zu begegnen. Außerdem solle der für Samstagnachmittag angekündigte sogenannte Zapfenstreich abgesagt werden.

An der ZPS-Aktion hatte es erhebliche Kritik gegeben. Der Zentralrat der Juden hatte die Aktion als unseriös bezeichnet. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, erklärte: „Die jüngste Aktion des "Zentrums für politische Schönheit" soll provozieren, ist aber tatsächlich nur geschmacklos, taktlos und pietätlos.“ Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem bat das ZPS, „verantwortungsbewusst zu handeln und die Erinnerung an die Opfer des Holocaust sowie an die Überlebenden zu respektieren, die die Gräuel dieser Ära ertragen haben“.

(dpa)