Kabinett: Neues Feld für die Allzweckwaffe der Union

Wolfgang Schäuble, bisher Innenminister, soll das Finanzministerium übernehmen.

Berlin. Selbst oberste Verhandlungsführer der Liberalen waren am Freitag "echt von den Socken": Wolfgang Schäuble (CDU), Deutschlands oberster Anti-Terror-Sachwalter, soll künftig auf die Staats-Euros aufpassen?

Mit diesem Schachzug, für den es bis zum Abend wie in der Causa Karl-Theodor zu Guttenberg (neuer Verteidigungsminister) keine Bestätigung gab, aber hinter vorgehaltener Hand reichlich Nicken, hat Kanzlerin Angela Merkel sämtliche Personalspekulationen durchkreuzt.

Dass der 67-Jährige, der lange nicht zu den besten Freunden Merkels gehörte, auf die Schaltstelle im Kabinett rückt, überrascht aber nur auf den ersten Blick. Schäuble ist so etwas wie die Allzweckwaffe der Union. Er war Bundesinnenminister. Er war Fraktions- und Parteivorsitzender und einer der engsten Weggefährten von Helmut Kohl. 2004 wurde er als Bundespräsidentenkandidat gehandelt.

Fachfremd ist ihm der Finanzbereich nicht, auch wenn die Öffentlichkeit ihn vorwiegend als unermüdlichen Streiter für Recht und innere Ordnung wahrgenommen hat: Neben Jura hat er Wirtschaft studiert, wenn auch ohne Abschluss. Sein Berufsleben startete in der Steuerverwaltung von Baden-Württemberg. Mitte der 90er Jahre war Schäuble an diversen Steuerreformvorhaben beteiligt.

Schon 2005, als der damalige bayerische Ministerpräsident Stoiber (CSU) vor der Verantwortung in Berlin zurückschreckte, soll Merkel jenen Mann auf dem Posten des Finanzministers gesehen haben, dem sie einst im Nachklang der Parteispenden-Affäre den CDU-Parteivorsitz abnahm. Im Rückblick auf die vergangenen Monate fällt auf, wie oft sich Schäuble etwa mit diversen Grundsatzreden zu den Ursachen und Folgen der Finanzkrise äußerte.

Joachim Poß, finanzpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, hat Schäuble im Bundestag einst als Finanzpolitiker kennengelernt. Sein Kommentar gestern gegenüber unserer Zeitung: "Das ist eine seriöse Lösung für eine unseriöse Politik. Von ihm ist zu erwarten, dass er die Verfassungsgrenze einhält."