Wehrgerechtigkeit: Schwarz-Gelb will Wehrdienst auf sechs Monate verkürzen
Nach den Plänen von Union und FDP sollen künftig wieder mehr junge Männer eingezogen werden.
Berlin. Union und FDP wollen die Wehrpflicht erhalten, den Wehrdienst aber zum 1. Januar 2011 von neun auf sechs Monate verkürzen. In ihren Koalitionsgesprächen einigten sich Vertreter von CDU, CSU und FDP am Donnerstag in Berlin darauf, die Wehrpflicht für junge Männer zu überprüfen, aber grundsätzlich bestehen zu lassen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sich im Juli öffentlich zur Wehrpflicht bekannt. Damit galt schon vor Beginn der Koalitionsverhandlungen die Forderung der FDP nach einer "Aussetzung" der Wehrpflicht als nicht verhandelbar.
Allerdings teilen CDU-Politiker die Kritik der Freien Demokraten, dass angesichts sinkender Einberufungszahlen keine Wehrgerechtigkeit mehr bestehe. Durch eine Verkürzung der Wehrdienstzeit könnten wieder mehr Männer eingezogen werden.
Das Verteidigungsministerium bestreitet Wehrungerechtigkeit. Es beruft sich unter anderem auf die inzwischen verschärften Einberufungskriterien. Danach wird niemand mehr eingezogen, der die ersten beiden Tauglichkeitsstufen nicht erfüllt.
Die Bundeswehr hat 250000 Soldaten. Darunter sind 35000 Stellen für Wehrdienstleistende und 25000 Stellen für freiwillig länger Dienende. Laut Verteidigungsministerium wurden im vorigen Jahr 456000 Männer zwischen 18 und 23 Jahren gemustert und 68 270 einberufen. 1992 absolvierten noch 200 000 Männer Wehrdienst.
Nach Angaben der Zentralstelle für Kriegsdienstverweigerer (KDV) werden jährlich rund 100 000 Männer als Kriegsdienstverweigerer anerkannt. Im Jahresdurchschnitt 2008 waren 65 000 Zivildienststellen besetzt, sagte Geschäftsführer Peter Tobiassen.
Eine Verkürzung des Wehrdienstes zöge auch die Verkürzung des Zivildienstes nach sich. Befürchtungen von Politikern, dass damit soziale Dienste Personal verlieren und Leistungen gestrichen würden, teilte Tobiassen nicht. "Der Zivildienst wird nicht zusammenbrechen", sagte er.