23. Oktober 1989: 300000 Leipziger fordern freie Wahlen
Sollte in der SED noch irgendjemand gehofft haben, mit dem Wechsel zu Egon Krenz ließen sich die Proteste eindämmen, so wird er heute eines besseren belehrt.
Bei der Montagsdemonstration in Leipzig ist die halbe Stadt auf den Beinen: rund 300000 Menschen. Es ist der bis dahin größte Protestzug in der Geschichte der DDR.
Auf vielen Transparenten wird Egon Krenz angegriffen und erstmals zeigt auch das DDR-Fernsehen Aufnahmen von der Demo. Die Forderungen: Reisefreiheit und freie Wahlen. In rund 20 weiteren Städten gehen Zehntausende auf die Straße - oft spontan.
Derweil geben Oppositionsgruppen in Ost-Berlin ihre erste große Pressekonferenz. In einer hundertseitigen Dokumentation haben sie die Übergriffe der Sicherheitskräfte bei den Protesten am 7. und 8. Oktober festgehalten.
Es ist eine lange Anklage: brutal zusammengeschlagene Bürgerrechtler, willkürliche Festnahmen. Die Gruppen fordern eine offizielle Untersuchung der DDR-Regierung sowie eine öffentliche Entschuldigung für die Gewaltexzesse.