Ein neues Buch über den Menschenfischer Johannes Rau

24 Beiträge zum Wirken des ehemaligen NRW-Landesvaters.

Düsseldorf. Johannes Rau und Nordrhein-Westfalen - eine lange, für beide Seiten fruchtbare Beziehung, die nirgendwo einen sichtbareren Ausdruck findet als in der Villa Horion am Düsseldorfer Rheinufer. Dort hatte er für knapp 20 Jahre seinen Amtssitz als Ministerpräsident, dort steht ab März wieder eine Statue von ihm, dort wurde gestern der Sammelband "Versöhnen statt spalten" vorgestellt.

",Versöhnen statt spalten’: Wer, wenn nicht er konnte dieses Motto leben und verkörpern?" lautete die rhetorische Frage von Richard von Weizsäcker, der die Laudatio zur Buchpräsentation hielt. Er erinnerte an die menschlichen Gaben des vor zwei Jahren gestorbenen SPD-Politikers, an seine Zuwendung zu den Schwachen, zu den Hilfsbedürftigen, an sein Engagement für Israel zunächst als Ministerpräsident, später als Bundespräsident.

Die große Rede vor der Knesset, gehalten in deutscher Sprache, wurde vom Altbundespräsidenten als Meilenstein der Aussöhnung gewürdigt. "Er hatte die Freude an der Begegnung, im Großen wie im Kleinen", so von Weizsäcker.

Die ehemalige Bildungsministerin Gabriele Behler war als Kabinettsmitglied und als SPD-Landesvize über Jahre enge Weggefährtin Raus. Nun ist sie aus der Politik ausgeschieden und ist unter anderem als Beraterin des Asso-Verlags tätig, der das neue Buch herausgibt. Sie stellte vor allem das landespolitische Wirken des ehemaligen Landesvaters heraus, erinnerte an seine Bildungsoffensive mit zahlreichen Uni-Gründungen und an seinen Facettenreichtum als Menschenfischer, Taktierer, Zögerer und Entscheider.

Das Buch enthält 24 Beiträge verschiedener Autoren. Sie sind Ergebnis eines zweitägigen Symposiums, das sich im vergangenen Jahr mit Rau beschäftigt hatte. Es bietet Zugänge zum Landespolitiker Rau, beleuchtet dessen bundespolitischen Ambitionen als Ex-Kanzlerkandidat und langjähriger SPD-Bundesvize sowie mächtigster "roter" Ministerpräsident und natürlich sein Wirken als Bundespräsident in Berlin, das sich damals gerade aufmachte, sich als schicke Machtzentrale neu zu erfinden.

Die endgültige Rau-Biografie ist das noch nicht. "Das wird noch ein bisschen dauern. Noch schreibt niemand daran", sagte Witwe Christina Rau am Rande des Empfangs unserer Zeitung.