Freie Wähler in NRW wollen von den Bayern siegen lernen

Schon bei der Kommunalwahl 2009 planen sie Großes.

Düsseldorf. Harald Heck hatte am Montag gute Laune. "Wir haben am Sonntagabend in München gut gefeiert. Das war ein großer Abend für unsere Sache", sagte der Chef des Landesverbandes Freie und Unabhängige Wählergemeinschaften in NRW.

Wir erwischten ihn auf der Autobahn kurz hinter München auf dem Heimweg nach Siegen: "Wir können nur sagen: Von den Bayern lernen, heißt siegen lernen", sagte Heck. Er und die rund 300 Wählergemeinschaften in NRW sehen sich nach dem politischen Erdbeben von München im Aufwind: "Wir greifen jetzt voll an", kündigte Heck an.

Die Euphorie ist groß bei den Freien Wählern zwischen Rhein und Ruhr, die bisher bestenfalls lokal eine - oft genug geringe - Rolle spielen. Aber Heck weiß auch: Die demokratische Graswurzelbewegung hinkt hierzulande deutlich hinter der Entwicklung im Freistaat hinterher.

Dort gelang es nun im dritten Anlauf ins Landesparlament einzuziehen. Hier ist dies bisher nie versucht worden. In Bayern stellen die Freien mehrere hundert lokale Amtsträger - davon träumen ihre Verbündeten in NRW nur. "Da haben wir sicherlich Aufholbedarf", gab Heck zu.

Aber immerhin gibt es jetzt regionale Bündnisse etwa im Rheinland für die Landschaftsversammlung und die Regionalräte. Und am 22. Oktober wird das Bundesverwaltungsgericht darüber entscheiden, ob der bisherige Zusammenschluss auf Landesebene künftig als Landespartei gelten kann. "Das wäre die Voraussetzung dafür, bei der Landtagswahl 2010 anzutreten. Aber da sind wir noch äußerst zurückhaltend", so Heck.

Tatsächlich sind die Freien Wähler in NRW noch das, was sie in Bayern vor 20 Jahren waren: lokale Initiativen ohne größeren Zusammenhalt, eine Bewegung der Ortsumgehungen. Das erste Ziel sind die Kommunalwahlen im kommenden Juni, schon heute sind sie in vielen Räten vertreten.

Die Aktivisten kommen allesamt aus der Mittelschicht, wie Heck betont: "Wir sind alle bürgerlich." Das haben sie mit ihren bayerischen Freunden gemeinsam. Doch fehlt eine mediengerechte Symbolfigur wie die CSU-Dissidentin Gabriele Pauli.

Doch Heck und seine Mitstreiter setzen auf den Trend, der ihnen nun Wähler und Mitglieder bringen soll. "Derzeit können wir nichts ausschließen - auch nicht, dass wir 2010 antreten." In der Staatskanzlei von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) wird man das ungern hören. Schließlich könnte da eine unliebsame Konkurrenz wachsen, wie sie die SPD mit den Grünen und der Linkspartei längst hat.