Immobilienfonds entdecken das Geschäftsmodell Kita
Weil in Nordrhein-Westfalen Betreuungsplätze fehlen und der Staat viel Geld gibt, melden sich Investoren.
Düsseldorf. Es ist ein Rennen gegen die Zeit: Bis zum 1. August muss das Land den Rechtsanspruch der Eltern auf einen Kita-Platz für ein unter dreijähriges Kind erfüllen. Hinter dieser eher bürokratischen Formulierung verbirgt sich eine ganz konkrete Zahl: Rund 27 000 Plätze fehlen nach der letzten Zählung zwischen Rhein und Weser. Da wittern viele ein Geschäft. Private Investoren und sogar die ersten Fonds stehen Schlange, um Kitas bauen zu können.
Die rot-grüne Landesregierung hat bereits vor Monaten eine sogenannte Task Force, also so etwas wie eine schnelle Eingreiftruppe, ins Leben gerufen, die als Anlaufstelle für alle Beteiligten gedacht ist und die Schaffung von neuen Plätzen ein wenig beschleunigen soll.
Dort steht das Telefon vor allem deswegen nicht mehr still, weil Kommunen einerseits anfragen, wie und wann sie welche Einrichtungen vom Land genehmigt bekommen. Zunehmend häufiger melden sich aber auch Investoren, die Kitas bauen und damit Geld verdienen wollen.
Zum Beispiel die Hebona Invest: Der Fondsanbieter aus Frankfurt hat vor allen Dingen das Rheinland im Blick, um dort Kindertagsstätten zu errichten. „Wir haben schon zwei Grundstücke in Köln und interessieren uns auch sehr für die Standorte Düsseldorf und Bonn“, sagte Roland Reimuth unserer Zeitung.
Habona will rund 30 Millionen Euro investieren und dafür bis zu 15 Einrichtungen bauen. Der Investor erstellt die Gebäude schlüsselfertig und vermietet sie langfristig an Träger. „Wir sind dabei, mit allen Trägern in Gesprächen — mit privaten, mit Kommunen und mit Wohlfahrtsverbänden“, so Reimuth.
Die Investoren schließen mit den Trägern langfristige Mietverträge über den Betrieb einer Kita in dem Gebäude ab, Laufzeit oft 20 Jahre oder sogar mehr. Allein das Land gewährt in einem solchen Fall Mietkostenzuschüsse von mehr als neun Euro pro Quadratmeter in Großstädten, in kleineren Städten sind es rund zwei Euro weniger.
In Ballungsräumen stocken die Kommunen diese Beträge oft noch aus, so dass es manchmal bis zu 14 Euro pro Quadratmeter Mieter aus öffentlichen Kassen sein können. Dazu kommen weitere Fördermittel und die Elternbeiträge.
Unter dem Strich augenscheinlich ein lohnendes Geschäftsfeld. Vorteil für die Kommunen: Das Investorenmodell erspart viel Bürokratie, die Kita-Plätze sind schneller verfügbar.