Innenminister befassen sich mit Rädelsführern in Fußballstadien
Wer zettelt Gewaltexzesse in Fußballstadien an? Sehr wenige, sagt NRW-Innenminister Jäger. Die zu finden, ist daher schwierig. Die Innenministerkonferenz will die Herausforderung annehmen.
Düsseldorf (dpa). Rädelsführer in Fußballstadien werden im Dezember die Innenministerkonferenz (IMK) in Köln beschäftigen. Der IMK-Vorsitzende und nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD) kündigte am Donnerstag „sehr detaillierte Vorschläge“ an. Kernfrage sei, wie die Polizei Rädelsführer zu fassen kriege, die in den Stadien Gewaltexzesse inszenieren und steuern. Insgesamt missbrauche aber nur ein Prozent der Zuschauer Fußballstadien als Bühne für Gewalttaten, sagte Jäger im Düsseldorfer Landtag. Seit 1993 sei die Zahl der Polizeikräfte für Sicherheit im Fußball verdoppelt worden.
Die neue Allianz aus Hooligans und Rechtsextremen, die im Oktober in Köln für Krawalle gesorgt hatte, sei „kein Sonderproblem von Nordrhein-Westfalen“, betonte Jäger. „Es ist noch nicht soweit, dass wir von einer strukturellen Unterwanderung der Fußballszene in NRW durch Rechtsextremisten sprechen müssen.“ Die neue Formation müsse aber bundesweit intensiv in den Blick genommen werden. Die Klammer, die den Mob zusammenhefte, umfasse Islam- und Fremdenfeindlichkeit, Aggressivität und Macho-Gehabe.
In den vergangenen Jahren sei in den Fußballvereinen und Dachorganisationen bereits viel Gutes gegen Gewalt in den Stadien auf den Weg gebracht worden, sagte Jäger. So hätten der Deutsche Fußballbund und die Deutsche Fußball-Liga ihre Mittel für Fanprojektarbeit auf zehn Millionen Euro aufgestockt. Dafür sei nachhaltiger Druck der Innenministerkonferenz nötig gewesen. Inzwischen sei das Problem aber erkannt. Zu den Vereinen, die vorbildlich und konsequent gegen rechtsextremistische Propaganda vorgingen, zählte Jäger Borussia Dortmund und den 1. FC Köln.
Die Piraten zogen eine beantragte Abstimmung über die Einrichtung eines Runden Tisches gegen Neonazis im Fußball zurück. Alle übrigen Fraktionen hatten den Vorschlag als dem Problem nicht angemessen abgelehnt. Es gebe bereits genügend Plattformen, deren Arbeit unterstützt werden könne, sagte der SPD-Abgeordnete Andreas Kossiski.
Der CDU-Abgeordnete Lothar Hegemann forderte mehr Härte des Staates und null Toleranz - auch gegen linke Gewalttäter. Rückzug der Polizei aus den Stadien sei der falsche Weg. „Wir haben zu lange und zu friedlich mit Radikalen diskutiert.“ Das sei eine falsch verstandene Deeskalationsstrategie. „Nur Heia Popeia und Heile Gänschen? Die lachen sich tot - die nehmen uns nicht ernst“, kommentierte Hegemann den Vorschlag, einen Runden Tisch einzurichten.
„Wer Gewalt anwendet, kann kein Guter sein“, sagte der CDU-Politiker. Das müsse auch für Gegendemonstranten gelten. Den Piraten warf er vor: „Bei Ihnen sind die linken Ultras die Guten.“ Die Grünen hielten Hegemann vor, mit einer unzulässigen Vermischung rechte Gewalt zu verniedlichen. In diesem Zusammenhang auch Gegendemonstranten zu nennen, sei eine Diskreditierung der Zivilgesellschaft, kritisierte die Grünen-Abgeordnete Verena Schäffer.