Lehrer heute – ein Experte des jeweiligen Fachs
Pädagogensicht: Schulleiter Dieter Smolka hält wenig von der bisherigen Ausbildung. Sie ist ihm zu theoretisch, ohne praktische Bezüge.
Düsseldorf. Sechs lange Monate zerbrachen sich Experten unter Leitung des Bildungsforschers Jürgen Baumert die Köpfe darüber, wie die Lehrerausbildung in NRW künftig aussehen soll. Sie analysierten Modellversuche an hiesigen Universitäten und trugen wissenschaftliche Erkenntnisse zusammen. Dennoch ringt die Landesregierung weiter um den richtigen Weg. An der Basis weiß man hingegen längst, was sich ändern muss, damit die Lehrer und damit das Schulsystem fit gemacht werden für die Zukunft. Denn dort sitzen die eigentlichen Experten, die Tag für Tag vor der Klasse stehen und unterrichten.
Einer von ihnen ist Dieter Smolka. Nach Ansicht des Schulleiters des Gymnasiums Hochdahl bleibt eine wichtige Voraussetzung in der Diskussion um eine effektive Lehrerausbildung unbeachtet. "Wer Lehrer werden will, muss Kinder mögen. Man muss ein offenes Ohr haben und auf individuelle Lernprobleme eingehen, sagt der Oberstudiendirektor. Denn eine gute Schulzeit lasse sich daran messen, ob die Kinder sie mit Selbstvertrauen und einem gesunden Selbstwertgefühl erfolgreich abschließen. "Wir brauchen Lehrer, die engagierte Pädagogen, Psychologen und Könner ihres Faches sind.
"Die bisherige Lehrerausbildung bringt in erster Linie Experten für die jeweiligen Fächer hervor, kritisiert Smolka. Ohne intensive Praxiserfahrung in der Schule seien die theoretischen Kenntnisse aber wenig hilfreich. Nach Meinung des Schulleiters müssen Schule und Hochschule besser miteinander verzahnt werden. "Über fachwissenschaftliche Themen wird an der Uni geforscht und debattiert. Aber nur selten wird der Unterricht vor Ort intensiv und praxisnah erkundet. Ein Problem, an dem auch das Baumert-Modell krankt.
Smolkas Lösung: Mehrwöchige verpflichtende schulpraktische Studien für alle Lehramtsstudenten - in jedem Semester und in den Semesterferien. "Hospitationen bei erfahrenen Lehrkräften verschiedener Fächer und Stufen geben Aufschluss über die konkrete schulische Arbeit. Der richtige Ort dafür seien gut ausgestattete Praktikumsschulen. "Die genaue Analyse der Unterrichtspraxis wird dann im Uni-Studium vor- und nachbereitet.
Außerdem müssen praxisnahe Kenntnisse der Pädagogik und Psychologie zum Fundament der Ausbildung gehören, betont der Schulchef. "Die Gruppendynamik einer Klasse, Lernschwierigkeiten und Hochbegabung, Lerntechniken, Motivation und individuelle Fördermöglichkeiten müssen Lehrer aller Schulformen bereits im Hochschulstudium praxisnah erforschen, ebenso die erzieherischen Aufgaben eines Klassenlehrers und die Methoden der Leistungsmessung."
Bildungsforscher Baumert hält in seinem Ausbildungsmodell an der Trennung der Schulformen fest. Smolka hingegen meint: "Die angehenden Junglehrer sollten nicht nur eine angestrebte Schulform kennen lernen, sondern auch in anderen Schulformen Unterrichtserfahrungen sammeln. Der Primarbereich sollte für Lehrer aller weiterführenden Schulen zum festen Ausbildungsplan gehören. "Nur so kann es gelingen, dass etwa künftige Klassenlehrer den Übergang der Kinder zur weiterführenden Schule pädagogisch geschickt und kindgerecht gestalten.