Straßenverkehr: Kreuzungen sollen staufrei werden – durch Knöllchen

Um das Verkehrschaos zu beseitigen, setzt Düsseldorf als erste Großstadt auf Sanktionen.

Düsseldorf. Es passiert tagtäglich im Berufsverkehr: Fahrzeuge fahren trotz Rückstaus in die Straßenkreuzung hinein, auch der Querverkehr kann nicht fließen - und das Chaos ist perfekt. Schuld sind Autofahrer, die nicht bei Grün an der Ampel anhalten, um den Kreuzungsbereich freizuhalten, obwohl sie eigentlich dazu verpflichtet wären. Die Stadt Düsseldorf will dieses Problem nun anpacken und geht dabei einen ungewöhnlichen Weg.

Verkehrsdezernent Werner Leonhardt plant, ab September Kräfte des Ordnungsamtes an besonders betroffene, stauanfällige Kreuzungen abzukommandieren, um dort den Verkehr zu beobachten. Fährt ein Autofahrer trotz Staus in einen Kreuzungsbereich ein, wird sein Kennzeichen notiert und eine Anzeige erstattet. Laut Straßenverkehrsordnung drohen dann Verwarnungsgelder von 20 Euro und, geschieht ein Unfall, sogar 35 Euro.

Der ADAC sieht das Vorgehen allerdings mit Skepsis: Die meisten Autofahrer blockierten nicht vorsätzlich Straßenkreuzungen, sagt Verkehrsexperte Günter Trunz. Daher müsse immer der Einzelfall genau geprüft werden. In vielen Fällen seien diese Kreuzungen auch nicht ausreichend zu übersehen. Trunz empfiehlt daher, Ampelschaltungen zu überprüfen oder auf technische Verfahren zurückzugreifen, mit deren Hilfe Verkehrsströme besser gelenkt werden können.

Auch die Gewerkschaft der Polizei NRW hält Sanktionen nur für den letzten Schritt. Rechtlich gibt es dagegen keine Probleme bei den Plänen. Zwar ist der fließende Verkehr eigentlich Sache der Polizei. Solange die Kräfte des Ordnungsamtes aber keine Autofahrer anhalten, sondern nur Kennzeichen notieren, ist das Vorgehen zulässig.

Über Egoisten, die in eine bereits halb zugestellte Kreuzung fahren, hat sich schon jeder Autofahrer geärgert. Diese Vorfälle sind Alltag. Und genauso regelmäßig geschieht gegen sie nichts. Dass eine Pendler-Hochburg wie Düsseldorf jetzt den ersten Schritt tut, selbst die Initiative ergreift und Anzeigen schreibt, um den Verkehr flüssig zu halten, ist verständlich. Schließlich ist das Thema für die Polizei nebensächlich. Außerdem nutzt der Landeshauptstadt ihre Rollerstaffel wenig, wenn diese im Berufsverkehr die Hauptverkehrsachsen zwar von Zweite-Reihe-Parkern frei hält - ein paar Meter weiter aber die Kreuzungen zugestellt werden.