NRW schlägt Alarm: So viel Gewalt wie nie

Vor allem Jugendliche stehen immer häufiger wegen Schlägereien vor Gericht. Schlägereien in der Diskothek, handfestes Gerangel in den Kneipen - das Faustrecht regiert allzu oft, wo junge Männer mit Alkohol feiern.

<strong>Düsseldorf. Im vergangenen Jahr hat die Gewaltkriminalität in NRW einen neuen Höchststand erreicht: Diese Deliktgruppe hatte im vergangenen Jahr einen Anteil von 11,7 Prozent an der Gesamtzahl aller Verurteilungen. "Damit wurde ein Höchststand erreicht", sagte Landesjustizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU). Vor allem die Zahl der verurteilten Jugendlichen ging hoch. Da die Gesamtzahl der bestraften Verbrechen aber leicht zurückging, stieg der Anteil der Gewaltkriminalität.

Die Zahl der Körperverletzung hat sich zuletzt verdoppelt

Insgesamt gab es im vergangenen Jahr 189000 Verurteilungen, 22000 davon waren Gewalttäter. "Vor allem bei den jungen Tätern waren es meist Schlägereien, die zu den Prozessen geführt haben", so Müller-Piepenkötter. Die Zahl der Körperverletzungen lag im vergangenen Jahr bei mehr als 16000, das ist eine Verdoppelung gegenüber den 90er Jahren. Schlägereien in der Diskothek, handfestes Gerangel in den Kneipen - das Faustrecht regiert allzu oft, wo junge Männer mit Alkohol feiern.

"Im vergangenen Jahr gab es zudem häufiger Auseinandersetzungen rund um das Public Viewing bei der Fußball WM, sagte Müller-Piepenkötter. Im vergangenen Jahr hatte ihr Kabinettskollege, Innenminister Ingo Wolf (FDP), die Fußballfans wegen ihres vernünftigen Verhaltens während des Fußballturniers noch ausdrücklich gelobt.

Bevor ein Jugendlicher vor Gericht steht, hat es meist mehrere Delikte gegeben. Das Land setzt verstärkt auf Programme, die schon im Vorfeld Grenzen setzen sollen. Sie heißen "gelbe Karte" oder "Kölner Weg" und setzen auf die enge Kooperation zwischen Polizei, Staatsanwaltschaft, Jugendämtern und Eltern. Dazu will Müller-Piepenkötter demnächst einen Gesetzesentwurf zum sogenannten Warnschuss-Arrest vorlegen.

Gleichzeitig verteidigte sie aber auch ihren härteren Kurs in der Drogenpolitik. Ab dem 1.Oktober liegt die Geringfügigkeitsgrenze für Hasch und Marihuana bei sechs, nicht mehr bei zehn Gramm.

Deliktgruppen: Betrug ist das Alltagsverbrechen in NRW: Rund ein Viertel aller Verurteilten waren Betrüger, sagte NRW-Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (Foto). Hier nehmen nach Auskunft der Ministerin vor allem die Vergehen im bargeldlosen Zahlungsverkehr eine immer stärkere Rolle ein. Die Drogenkriminalität nimmt ebenso zu wie die der Gewaltkriminalität. Künftig müssen die Schulleitungen Anzeige erstatten, wenn ein Schüler mit Drogen erwischt wird.

Geschlecht: Verbrechen ist männlich: Von den im Jahr 2006 verurteilten 189000 Verbrechern waren 81,5 Prozent Männer und männliche Jugendliche.