Speichelprobe Nummer 21 führte zu Hannahs mutmaßlichem Mörder

Ein 26-Jähriger steht ab Dienstag wegen der Bluttat an der Schülerin Hannah vor Gericht.

Düsseldorf. In den letzten Stunden ihres Lebens muss Hannah ein Martyrium durchlitten haben: Am Abend des 29. August wird die die 14-jährige Schülerin aus Königswinter bei Bonn von einem ihr unbekannten Mann überwältigt und zu einem Gartenhäuschen gebracht, wo der Täter das zitternde und weinende Mädchen stundenlang mit einem Messer bedroht. Am späten Abend vergewaltigt er die Schülerin, versetzt ihr anschließend mit voller Wucht mehrere Messerstiche und schneidet ihr die Kehle durch. Dieser Tatablauf ergibt sich jedenfalls aus dem Geständnis von Hannahs mutmaßlichem Mörder Zdenek H., der sich ab Dienstag vor dem Landgericht Bonn verantworten muss.
Nur drei Verhandlungstage hat die Strafkammer zur juristischen Aufarbeitung des brutalen Verbrechens angesetzt, das im Spätsommer bundesweit für Entsetzen sorgte und die Menschen in Hannahs Heimatort wochenlang in Angst und Schrecken versetzte. Bleiben die Bonner Richter im Zeitplan, soll bereits am 6. Dezember das Urteil gegen den 26-jährigen Angeklagten fallen. Eine langwierige Beweisaufnahme scheint in dem Mordprozess nicht vonnöten angesichts des umfassenden Geständnisses, das der seit gut fünf Jahren in Königswinter lebende H. im Polizeiverhör ablegte.
Dabei erscheint das Motiv für den Mord weiter rätselhaft: Der 26-Jährige ist nach eigenem Bekunden homosexuell; bei seinen Vernehmungen gab er laut Staatsanwaltschaft an, dass er "einmal Lust auf eine Frau" gehabt habe. Dass Hannah sein Opfer wurde, war demnach reiner Zufall. Zu dem Verbrechen soll sich H. animiert gefühlt haben, als er einen TV-Krimi um eine Kindesentführung und Vergewaltigung ansah. Der selbstständige Fahrzeugreiniger war am 12. September festgenommen worden, nachdem ihm die Ermittler durch eine Speichelprobe auf die Spur gekommen waren. 152 solcher Proben hatten die Fahnder nach der Bluttat mit DNA-Spuren vom Tatort verglichen - die Speichelprobe mit der Nummer 21 führte zu Hannahs mutmaßlichem Mörder.
Nach eigenem Geständnis lauerte H. der ahnungslosen Schülerin am 29. August gegen 20.30 Uhr an einer Straßenbahn-Haltestelle in Königswinter-Oberdollendorf unweit ihres Elternhauses auf, fesselte ihre Hände und klebte ihren Mund mit Klebeband zu. Dann ging er mit dem Mädchen zu dem Gartenhäuschen in der Nähe eines Abstellplatzes für Busse und wartete, bis auf dem Gewerbegelände Ruhe eingekehrt war. Nach der Vergewaltigung in einem geparkten Bus brachte er Hannah laut Anklage gegen Mitternacht um - aus Furcht, die Schülerin hätte ihn wiederkennen und verraten können. Die Leiche legte er anschließend auf dem Grundstück in einem dichten Gebüsch ab, wo sie fünf Tage später von Beamten einer Einsatzhundertschaft gefunden wurde.
In dem Bonner Prozess droht dem 26-Jährigen nun eine lebenslange Freiheitsstrafe - die Anklage lautet auf Mord, sexuelle Nötigung, Vergewaltigung und Freiheitsberaubung. An der Täterschaft von H. haben die Strafverfolger nicht die geringsten Zweifel: Im Verhör schilderte der Angeklagte den Ermittlern nach deren Angaben eine Fülle von Einzelheiten zu Beweisstücken und zur Ausführung des kaltblütigen Verbrechens. Diese Details konnten "nur dem Täter bekannt sein", ist die Staatsanwaltschaft sicher.