Studie: NRW bei Ganztagsschülern über Bundesdurchschnitt
Beim Ausbau der Ganztagsschulen steht NRW besser da als viele andere Bundesländer. Der Bedarf sei aber noch lange nicht gedeckt, sagt eine neue Studie.
Gütersloh (dpa). Nordrhein-Westfalen liegt beim Ausbau des Ganztagsangebots an Schulen über dem Bundesdurchschnitt. Das ist das Ergebnis einer am Sonntag veröffentlichten Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh.
Im Schuljahr 2011/12 ging danach mehr als jeder dritte Schüler (34,8 Prozent) in NRW ganztags zur Schule (2010/11: 30,7 Prozent). Das bevölkerungsreichste Bundesland liege damit über dem Durchschnitt der Länder von 30,6 Prozent, heißt es in der Studie. Spitzenreiter ist Sachsen mit 78,5 Prozent, Schlusslicht Bayern mit 11,4 Prozent. Laut Landesregierung liegt die Quote in NRW inzwischen sogar bei fast 40 Prozent.
Auch bei der von Wissenschaftlern bevorzugten Variante der Ganztagsschule, dem gebundenen Ganztag, liegt NRW laut Studie über dem Durchschnitt. 21,4 Prozent der Schüler besuchen eine Schule, in der auch das Nachmittagsprogramm verbindlich ist. Dieser Anteil ist der höchste aller westdeutschen Flächenländer. Bundesweit sind es nur 13,7 Prozent. Experten sind der Ansicht, dass diese Schulform das größte Potenzial hat, für mehr Chancengerechtigkeit zu sorgen.
Wenn es nach den Eltern geht, ist die Quote aber immer noch viel zu gering. Im Jahr 2010 ergab eine bundesweite Umfrage, dass 63 Prozent der Eltern sich für ihr Kind den Besuch einer Ganztagsschule wünschen. Im vergangenen Jahr lag dieser Wert bereits bei 70 Prozent. Studien der Bertelsmann Stiftung hatten die Kosten für eine komplette Umstellung auf den gebundenen Ganztag in NRW 2012 auf jährlich mehr als zwei Milliarden Euro beziffert.
Jörg Dräger vom Stiftungsvorstand forderte, jedem Schüler einen Anspruch auf den Besuch einer Ganztagsschule einzuräumen: „Ein Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz ist der entscheidende Hebel für eine staatliche Investitionsoffensive.“