TV-Kabelanbieter führt seine Kunden hinters Licht

Kabelfernsehen: Die Verbraucherzentrale NRW droht mit einer Klage gegen Unitymedia. Grund: Die Preiserhöhung ist nicht transparent.

Düsseldorf. Fünf Millionen Haushalte in NRW und Hessen haben in diesen Tagen Post bekommen. In einem zweiseitigen Schreiben wirbt Unitymedia bei seinen Kunden für den digitalen Kabelanschluss, vor allem damit, dass er Einzelvertragskunden künftig weniger koste als analoges Kabelfernsehen. Doch was auf den ersten Blick nach einer guten Nachricht klingt, stößt bei der Verbraucherzentrale NRW auf heftige Kritik. Und so hat sie eine Abmahnung an den zweitgrößten Kabelnetzbetreiber Deutschlands geschickt.

Die zielt auf zwei Punkte: "Zum einen hält die in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen formulierte Preisanpassungsklausel nicht den rechtlichen Anforderungen stand", sagt Helga Zander-Hyat, Juristin bei der Verbraucherzentrale NRW. Zum anderen sei in dem Schreiben an keiner Stelle von einer Preiserhöhung die Rede. Und die ist nicht gering. Zum 1.Januar steigen die monatlichen Preise für einen analogen Anschluss um 15,56 Prozent auf 17,90 Euro. Unitymedia schreibt dagegen nur von einer neuen "Preisstruktur".

Unterm Strich ist die Erhöhung aus Sicht der Verbraucherzentrale unwirksam. Sie fordert den Kabelnetzbetreiber für NRW und Hessen auf, besagtes Schreiben nicht mehr zu verschicken und die umstrittene Klausel in den Geschäftsbedingungen nicht mehr zu verwenden. "Falls Unitymedia nicht auf unsere Abmahnung reagiert, werden wir Klage vor dem Landgericht Köln einreichen", sagt Zander-Hyat. Unitymedia war gestern nicht zu einer Stellungnahme bereit.

Unterdessen häufen sich Beschwerden von Kunden, die von analog auf digital umgestellt haben. "Die Bildqualität lässt in vielen Fällen zu Wünschen übrig", sagt Rudolf Gottschalk, Inhaber des gleichnamigen Elektronikfachgeschäfts in Mönchengladbach. Allerdings könne dafür nicht Unitymedia verantwortlich gemacht werden. Das liege in den meisten Fällen an einer veralteten Hausverkabelung. Störungen, die bei analogen Fernsehern kaum auffielen, würden nun verstärkt. Viele Kunden seien davon völlig überrascht worden und müssten nun für einige hundert Euro neue Verstärker anschaffen oder sogar neue Kabel verlegen.

Wenn Post von Unitymedia kommt, dürfte bei vielen Kunden eine Warnlampe angehen. Denn zu unrühmlich ist die Geschichte des Kabelnetzbetreibers in britisch-amerikanischer Investoren-Hand. Erst wird das Glasfaserkabel groß angekündigt, dann kommt es nicht flächendeckend. Mit Riesen-Tamtam kauft man die Bundesligarechte, um sie nach einer Saison abzustoßen. Die Kosten für Mehrfamilienhäuser wurden 2007 um bis zu 45 Prozent erhöht. Ganz groß ist die Firma nur darin, neue Namen einzuführen: von Kabel NRW über Ish zu Unitymedia.