NRW: Bei Rot-Rot schweigt die SPD lieber

Analyse: Hannelore Kraft distanziert sich von der Linkspartei. Doch am Ende ist das ein Rechenexempel.

<strong>Düsseldorf. Andrea Ypsilanti, bisher eher als politisches Leichtgewicht bekannt, hat sich schon mal festgelegt: "Mit der Linkspartei auf keinen Fall", gelobt die hessische SPD-Frontfrau wenige Wochen vor ihrer Landtagswahl. Hannelore Kraft, gewöhnlich eine Freundin der klaren Ansage, gibt sich da wesentlich bedeckter: "Ich treffe keine Koalitionsaussage", sagt die Landeschefin der SPD in NRW. Unterschiedliche Aussagen, doch im Ergebnis bedeutet es das Gleiche: Auch bei der NRW-SPD ist die Linkspartei als Partner derzeit nicht denkbar.

Das erste Flirten entpuppte sich als schwerer Fehler

Kraft hat sich bei dem Thema schon einmal die Zunge verbrannt. Sie hatte öffentlich mit der Möglichkeit einer rot-roten Liaison geliebäugelt - lange vor der Gründung der Linkspartei auf Bundes- wie auf Landesebene. Ein Fehler: Das kam auch in den eigenen Reihen schlecht an, sah es doch so aus, dass Kraft aus reinem Machtkalkül um mögliche Partner buhlte - zu einem Zeitpunkt, zu dem die Bundes-SPD die Lafontaines & Co. gerade besonders durch die Mangel drehte.

Diese Panne versuchte sie flugs in einem Streitgespräch mit dem führenden Landeslinken Wolfgang Zimmermann zu beheben. "Ich habe mit denen geredet und die Linke entlarvt", verkündete sie danach selbstbewusst.

Tatsächlich hat Zimmermann in dem Gespräch all das gesagt, was die Linkspartei später auch in NRW zum Programm erhoben hat: Verstaatlichung von Schlüsselindustrien, raus aus Afghanistan, Austritt aus der Nato. "So nicht", lautete der knappe Kraft-Kommentar.

Hoffnungsträgerin: Seit Mai 2005 ist Hannelore Kraft (Foto) Chefin der SPD-Landtagsfraktion und seit nunmehr knapp einem Jahr Vorsitzende des immer noch größten SPD-Landesverbands. Sie hat in beiden Funktionen ein schweres Erbe angetreten: Die SPD hat 2005 nach 39 Jahren die Macht in NRW verloren, war personell ausgeblutet. Kraft ist politische Quereinsteigerin, geht die Aufgabe mit Verve und Lautstärke an und gilt als derzeit einzige Hoffnungsträgerin ihrer Partei an Rhein und Ruhr.

Perspektiven: Die Aussicht für eine Rückerorberung der Macht sind aktuell nicht gut. Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) liegt mit seiner Partei klar vor der SPD, zusammen mit der FDP hat er eine reale Option auf eine Wiederwahl. Die hätte Kraft nach derzeitigem Stand nur, wenn sie ein Bündnis mit Grünen und Linkspartei schmieden könnte. Mit den Grünen versteht sie sich recht gut, bei der Linkspartei taktiert sie derzeit. Aber der Druck, sich zu erklären, wird steigen.