Überraschung bei der FDP: Lindner Spitzenkandidat

33-Jähriger soll auch Landesparteichef werden. Landtagswahl ist voraussichtlich am 13. Mai. Kraft setzt ganz auf Rot-Grün.

Düsseldorf. Für die größte Überraschung im gerade entbrannten NRW-Wahlkampf hat am Donnerstagabend die FDP gesorgt: Der frühere Generalsekretär Christian Lindner soll die nordrhein-westfälischen Liberalen als Spitzenkandidat in die Landtagswahl führen. Zudem soll er Daniel Bahr als Landesparteichef beerben.

Der FDP-Landesvorstand war am Abend in Düsseldorf zu einer außerordentlichen Sitzung zusammengekommen, um über die Frage der Spitzenkandidatur zu beraten. Das Gremium sprach sich nach Angaben aus Parteikreisen auf Vorschlag von Landesparteichef Daniel Bahr einstimmig für Lindner als Spitzenkandidaten aus. Bahr selbst schlug zudem vor, Lindner noch vor der NRW-Wahl zum Landesparteichef wählen zu lassen.

Der 33-jährige Lindner war kurz vor Weihnachten überraschend als FDP-Generalsekretär in Berlin zurückgetreten. Sein Verhältnis zu Parteichef Philipp Rösler galt seitdem als zerrüttet. Zuletzt hat sich Lindner für Vorsitz des mächtigen Kölner Bezirksverbandes der FDP beworben. Beobachter werten das Votum für Lindner in NRW auch als klares Signal gegen Rösler.

Derweil setzt die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) bei der anstehenden Neuwahl auf einen Lagerwahlkampf. „Wir stehen ganz klar für Rot-Grün“, sagte sie am Donnerstag vor Journalisten. Ihr bereits ausgerufener Gegenkandidat, CDU-Landeschef Norbert Röttgen, hält sich hingegen alle Optionen offen: „Als Partner kommen alle demokratischen Parteien in Frage“, sagte er. Einzig die Linke zähle nicht dazu. Als wahrscheinlicher Wahltermin zeichnet sich der 13. Mai ab. Die Entscheidung trifft jedoch der Innenminister.

Eine Entscheidung für Rot-Grün bedeute „natürlich auch einen Schub für die Bundestagswahl im kommenden Jahr“, sagte Kraft. Mit drei Siegen bei den Wahlen im Saarland, Schleswig-Holstein und NRW gebe es auch neue Gestaltungsmöglichkeiten im Bundesrat.

Nur einen Tag nach der Auflösung des Landtags sind die Linien für den Wahlkampf klar: CDU und FDP wollen die Haushaltspolitik von Rot-Grün zum Thema machen. „Rot-Grün ist an diesem Punkt gescheitert. Wir wollen eine Politik mit den Augen unserer Kinder“, so Röttgen.

Kraft wies den Vorwurf zurück. Sie vertraue weiter auf den Weg, in Bildung zu investieren und zugleich den Haushalt zu konsolidieren.

Ein Thema wird Kraft auf jeden Fall spielen: ihren Heimvorteil. „Ich bleibe in NRW, im Gegensatz zu meinem Gegenkandidaten.“ Röttgen will an seinem Ministeramt festhalten und vermied jede Festlegung, nötigenfalls als Oppositionsführer nach Düsseldorf zu kommen.