Mindestens vierTote bei Angriff mit Baufahrzeug in Jerusalem

Bei der Amokfahrt wurden mindestens vier Menschen getötet und mehr als 50 verletzt. Die Polizei geht von einem Anschlag aus.

Jerusalem. Ein Palästinenser ist im Zentrum von Jerusalem mit einem Baufahrzeug Amok gefahren und hat mindestens vier Menschen getötet und mehr als 50 weitere verletzt. Unter den Opfern seien sieben Schwerverletzte, teilten Polizei und Rettungskräfte mit.

Den Rettungskräften bot sich ein Bild des Grauens, als sie nach der Amokfahrt den Bulldozer in die Luft hievten. Ein Auto, in dem eine junge Mutter mit ihrem Baby unterwegs war, wurde vollkommen zerquetscht unter dem schweren Gefährt geborgen.

"Das Auto war platt wie ein Pfannkuchen", berichtete ein Augenzeuge. Die Mutter kam zu Tode, wie durch ein Wunder überlebte jedoch ihr Kind. Die Polizei geht davon aus, dass sie es im Angesicht des Todes in letzter Minute aus dem Auto werfen konnte.

Die Polizei ging nach ersten Ermittlungen von einem Anschlag aus. Der Fahrer des Schaufelbaggers habe auf einer Strecke von rund hundert Metern auf der belebten Jaffa-Straße im Westen Jerusalems einen Bus und mehrere Autos gerammt. Mehrere Menschen eröffneten das Feuer auf den Fahrer, der schließlich starb.

"Ich habe gesehen, wie der Traktor Autos auf der Jaffa-Straße rammte, Leute fingen an zu schreien. Ich kam aus der Bank, sah den Truck und habe auf den Fahrer geschossen", sagte Schmuel Abukija, Sicherheitsmann einer nahegelegenen Bank, anwesenden Journalisten.

Der Mann, der mit dem Bulldozer im Stadtzentrum auf einer Baustelle arbeitete, verübte die Tat gänzlich unvermittelt. Nach Augenzeugenberichten begann er plötzlich, auf der Jaffa-Straße in Jerusalem mit dem schweren Gefährt gegen die Fahrtrichtung zu rasen und wahllos Fahrzeuge zu rammen. Einen fast voll besetzten Passagierbus warf er mit voller Wucht auf die Seite.

"Er fuhr wie ein Berserker", schilderte Eli Misrachi, der Polizist, der den Palästinenser kurz darauf in dem Fahrerhaus mit mehreren Schüssen aus nächster Nähe tötete. "Er hatte das Lenkrad fest umklammert und einen ganz starren Blick." Mehrmals fuhr er rückwärts, um mit neuem Schwung in voller Fahrt mit der erhobenen Schaufel in Autos zu rammen.

Selbst als einer der Passanten ihn mit einem Schuss traf, fuhr er weiter. Erst nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen der Polizei, ihn zu überwältigen, kletterte Misrachi auf den Bulldozer und erschoss den Attentäter.

Der israelische Vize-Ministerpräsident Eli Jischai hat sich nach dem palästinensischen Bulldozer-Anschlag in Jerusalem für eine Gesetzesänderung ausgesprochen. Sollte der Attentäter aus dem arabischen Ostteil Jerusalems israelischer Staatsbürger sein, müsse das Gesetz geändert werden, forderte er nach israelischen Medienberichten.

In einem solchen Fall müsse ein arabischer Einwohner Ost-Jerusalems seine Staatsbürgerschaft verlieren und deportiert werden, meinte der Vorsitzende der strengreligiösen Schas-Partei.

Der stellvertretende Außenminister Raleb Madschadele, Israels erster arabisch-muslimischer Minister, warnte nach dem Anschlag, bei dem drei Israelis getötet und Dutzende verletzt wurden, Israel werde nicht zulassen, dass im Gazastreifen eine Waffenruhe und in Jerusalem "Krieg" herrsche.

"Die Hintermänner der Mörder, die eine Waffenruhe in ihrem Haus und Krieg in unserem Haus wollen, sollten sich darauf vorbereiten, dass der Krieg auch zu ihnen kommt", sagte Madschadele nach Angaben des israelischen Online-Dienstes "ynet" nach dem Anschlag.

Israel hatte vor zwei Wochen mit den militanten Palästinenserorganisationen im Gazastreifen eine Waffenruhe vereinbart.

Nach Polizeiangaben stammte der Attentäter aus dem arabischen Ost- Jerusalem und war als Krimineller bekannt. Die israelische Polizei stürmte kurz nach dem Anschlag das Haus des 30-jährigen Hussam Dwajat. Der israelische Rundfunk meldete, er gehöre vermutlich zu keiner der militanten Palästinenserorganisationen und habe offenbar auf eigene Faust gehandelt.

Gleichzeitig bekannte sich jedoch eine Gruppierung namens Emad Maghanija-Brigaden zu dem Anschlag, die nach dem im Februar in Damaskus bei einem Sprengstoffanschlag getöteten Militärchef der libanesischen Hisbollah-Miliz benannt ist. Die Organisation hatte sich jedoch nach palästinensischen Angaben schon in der Vergangenheit zu Anschlägen bekannt, die von anderen Gruppen verübt wurden.

Die radikalislamische Hamas-Organisation bezeichnete die Amokfahrt als "natürliches Resultat der israelischen Aggression" gegen die Palästinenser. Hamas-Sprecher Sami Abu Suhri in Gaza wollte den Anschlag jedoch nicht ausdrücklich gutheißen.

Er sagte, Hamas habe keine Informationen über die Motive des palästinensischen Fahrers. Die pro-iranische Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad lobte den Anschlag hingegen als Reaktion auf die israelischen Militäreinsätze im Westjordanland.